Ein großer Tag der tschechischen Diplomatie: Treffen Spidla-Bush und Klaus-Chirac
Es passiert nicht jeden Tag, dass zwei tschechische Spitzenpolitiker unabhängig voneinander mit zwei führenden ausländischen Staatsmännern zusammentreffen. Dies war am Dienstag der Fall, als der tschechische Premier Vladimir Spidla im Weißen Haus Gespräche mit US-Präsident George W. Bush führte und der tschechische Staatspräsident Václav Klaus in Paris mit dem französischen Staatsoberhaupt Jacques Chirac zusammenkam. Martina Schneibergova berichtet.
"Vladimir Spidla sprach mit Präsident Bush länger als geplant war. Der tschechische Premier informierte nach den Gesprächen darüber, dass der US-Präsident versprochen habe, er werde den US-amerikanischen Firmen empfehlen, mit tschechischen Firmen über den Wiederaufbau des Irak zu verhandeln. Premier Spidla zufolge hat die Tschechische Republik in der Vergangenheit bereits Erfahrungen z. B. mit der Errichtung von Erdölraffinerien und Erdölleitungen im Irak gesammelt."
Spidla betonte nach dem Treffen mit George W. Bush, während der Gespräche sei deutlich geworden, dass sich die bilateralen Beziehungen auf tiefe Wurzeln stützen. Zu den transatlantischen Beziehungen bemerkte der Premier, er habe sich mit dem US-Präsidenten darauf geeinigt, dass es keine Entscheidungen gäbe, die man mit den Worten "entweder Europa - oder die USA" charakterisieren könne. Es sei notwendig - so Spidla - dass sowohl die USA als auch Europa zugunsten der USA u n d Europa zusammenarbeiten.
Noch vor dem Treffen mit dem US-Präsidenten führte Vladimir Spidla Gespräche mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld über die eventuelle Anmietung US-amerikanischer Jagdflugzeuge durch die tschechische Armee. Spidla dazu:
"Der Minister zweifelte gar nicht daran, dass das entsprechende Auswahlverfahren so vorbereitet wurde, dass es transparent sein wird. Der Verteidigungsminister erklärte: Es ist Ihre Entscheidung. Diese hängt von Ihrer Meinung und von der Meinung Ihrer Experten ab."
Wie bereits erwähnt traf der tschechische Staatspräsident Václav Klaus am Dienstag in Paris mit seinem französischen Amtskollegen Jacques Chirac zusammen. Klaus betonte, Tschechien wolle ein vollwertiges Mitglied der EU werden.Vor seinem ersten offiziellen Treffen mit seinem französischen Amtskollegen gewährte Václav Klaus der Zeitung "Le Figaro" ein Interview, in dem er u.a. seine "eurorealistische" Haltung zum Ausdruck brachte: "Es gibt keinen Grund dafür, auf der Straße zu tanzen. Ich will keinen europäischen Reisepass." Dies erklärte der tschechische Präsident im Zusammenhang mit der EU-Erweiterung. Auf die Frage, was Tschechien in die EU einbringen werde, antwortete der Präsident, Tschechien sei ein normales Land, das nichts Besonderes in die EU bringen werde.
Am Mittwoch setzte Václav Klaus seinen Besuch in Frankreich fort. Er nahm an der Tagung des OECD-Rates teil. Klaus brachte in Paris die Meinung zum Ausdruck, dass eben der Euro eine der Ursachen für die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in ganz Europa sei. Zur gemeinsamen europäischen Währung sagte er:
"Ich meine, dass sie unvernünftig ist. Denn es ist nicht nötig, auf die eigene Währungspolitik, die eigene Zinspolitik, den eigenen Währungskurs zu verzichten. Es ist nicht notwendig, die Inflationsrate denjenigen Ländern anzupassen, die keine Erfahrungen mit fünfzig Jahre Kommunismus haben."