Hochwasser in Prag - ein Jahr danach

Karlin, August 2003

Beim Thema "Hochwasser" bleiben wir auch im folgenden Beitrag, in dem Jitka Mladkova über einen konkreten Ort in Prag ein Jahr danach berichtet:

Karlin,  August 2003
Zu den von der Flutkatastrophe am meisten betroffenen Stadtteilen gehörten Holesovice und Karlin. Erst dieser Tage konnten manche Familien in Wohnungen bzw. Häuser zurückkehren, die besonders stark beschädigt worden waren, viele andere warten noch darauf. Betroffen waren aber auch Unternehmen, deren Existenz durch das Hochwasser mehr oder weniger bedroht wurde. Im Stadtviertel Karlin waren es zahlreiche kleinere Betriebe - da eine Druckerei, da ein Friseursalon, da ein Hotel bzw. eine Pension. Dieses Schicksal traf z.B. auch die kleine Pension Alice, die gut hundert Meter entfernt von der völlig überfluteten Metro-Station Florenc liegt. Von seinem Miteigentümer Martin Vana erfuhren wir, dass die Schäden von der Versicherung auf 5,8 Millionen Kronen, ca. 190.000 Euro beziffert wurden, in Wirklichkeit jedoch noch höher waren. Bei der Rekonstruktion hat man buchstäblich von Grund auf begonnen. Zunächst musste die in Mitleidenschaft gezogene Statik des Hauses wieder hergestellt werden, danach waren der Heizraum und das Erdgeschoss an der Reihe. Auf die Telefonverbindung z.B. musste man monatelang verzichten. Seit einiger Zeit aber wohnen hier schon wieder Gäste. Auf die Frage, wie lange die Rekonstruktion des Hauses dauerte, sagte uns Martin Vana:

"Die Rekonstruktion dauert eigentlich immer noch an. Die Arbeiten werden derzeit im Souterrain durchgeführt; das Erdgeschoss mit der Lobby, das völlig überschwemmt war, ist schon wieder intakt."

Die ersten Gäste konnte man in der Pension Alice in einer relativ kurzen Zeit wieder empfangen. Dazu Martina Vana:

Karlin,  Krizikova-Str.,  August 2003
"Nach dem Hochwasser ging es relativ schnell. Der Wasserpegel lag bei etwa 3,20 Metern, aber wir hatten Glück. Er lag wenige Zentimeter unter dem ersten Stock, wo sich schon die Gästezimmer befanden. Und so konnten wir schon im Herbst die ersten Gäste wieder bei uns begrüßen."

Die Gäste müssen aber doch noch etwas in Kauf nehmen, weniger aber im Haus selbst, als in seiner Umgebung. Die Prager Metro funktioniert zwar, aber nicht alle Straßenbahnlinien konnten in dem zurückliegenden Jahr wiederhergestellt werden. Kurz um, trotz intakter Teile gilt Karlin immer noch als eine große Baustelle. Wenn man es etwas positiver sehen will, dann ist es wohl eine Tatsache, dass dieses alte, schon vor dem Hochwasser etwas heruntergekommene Stadtviertel durch seine Rekonstruktion ein neues, schöneres Antlitz erhalten wird. Aber das wird noch eine Zeitlang dauern.