Soll es ein Zentrum gegen Vertreibungen geben?
"Zentrum gegen Vertreibungen" - auf die Errichtung eines derartigen Mahnmals zielen die jüngsten Initiativen des Bundes für Vertriebene hin, die in Deutschland sofort eine kontroverse Debatte und in Tschechien eindeutig ablehnende bzw. zurückhaltende Reaktionen ausgelöst haben. Im folgenden Beitrag fasst Jitka Mladkova Reaktionen von beiden Seiten zusammen:
"Es stimmt schon, dass wir die Vertreibung der Deutschen als zentralen Aufhänger nehmen wollen, und das bedeutet nicht, dass wir nur unser Leid sehen wollen, das bedeutet auch nicht, dass wir anderen Völkern Schuld zuschieben wollen. Und unsere Gegner, die sagen, das ist ein zu nationales Konzept, meiner Ansicht nach kennen sie das Konzept zu wenig oder wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir die europäische Dimension sehr wohl berücksichtigen wollen."
Für ein grundlegend europäisches Konzept hingegen plädiert der Initiator des u.a. auch von dem deutschen Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass unterzeichneten Aufrufs gegen das vom Bund der Vertriebenen angestrebte Zentrum, der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel:
"Wir wollen kein nationales Projekt eines solchen Zentrums gegen Vertreibungen, bei dem die deutschen Vertriebenen im Zentrum stehen, weil dies in Mitteleuropa zu Fragen und manchem Misstrauen führen wird. Und deshalb ist es für uns das Anliegen gewesen, sich mit dieser gesamten Vertreibungsgeschichte auseinanderzusetzen und dass es wichtig wäre, dass wir gerade da vesuchen, diese Geschichte gemeinsam aufzuarbiten, gemeinsam zu schreiben. Das heisst, eben ein Zentrum gegen Vertreibungen, das wir gemeinsam auf den Weg bringen."
Nach seiner Meinung zum selben Thema fragten wir auch den Ko-Vorsitzenden des Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds mit Sitz in Prag, Tomas Kafka:
"Ich kann lediglich für mich selbst sprechen und nicht für den Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds. Ich glaube, die Frage, ob ein solches Zentrum entstehen soll oder nicht, ist viel mehr die Frage, ob man für eine solche Idee in der Tat eine entsprechende Akzeptanz finden kann. Im Prinzip ist, wie man sagt, alles möglich, aber der Teufel steckt im Detail, und das Detail ist für mich die Frage der Akzeptanz und nicht die Frage der Konzepte."