Welle von Erpressungsversuchen: Weiterer Täter gefasst
Ein neuer Fall von Erpressung hat in Tschechien in den letzten Tagen für Aufregung gesorgt. Einmal mehr aber wurde der Täter gefasst. Über den letzten Fall in der jüngsten Welle von Erpressungsversuchen hören Sie mehr von Gerald Schubert:
Die Versuche, durch Androhung verschiedenster Gewalttaten rasch zu Geld zu kommen, haben zwar noch keine epidemischen Ausmaße angenommen, aber die Fälle häufen sich in Tschechien im Vergleich zu früher doch eindeutig. Bis vor einem Jahr war das Phänomen hierzulande weitgehend unbekannt, seit März aber geht es Schlag auf Schlag. Ein Erpresser hatte damals mit Explosionen an öffentlichen Plätzen gedroht und an einer Eisenbahnbrücke im mährischen Olomouc / Olmütz einen Sprengsatz angebracht, um zu beweisen, dass er ernst meint. Die Polizei kam seinen Forderungen nach und warf Geld aus einem Hubschrauber ab. Doch die dabei zu erwartenden und bis jetzt geheim gehaltenen Begleitmaßnahmen hatte den Erpresser offenbar doch abgeschreckt: Er holte sich das Geld nie ab, blieb aber auch unentdeckt.
Erfolgreich war damals somit keine Seite. Dennoch dürfte das Beispiel Schule gemacht haben. Seit April kommt es so gut wie jeden Monat zu einem Versuch, den Staat zu erpressen. Meist wird damit gedroht, irgendetwas zu vergiften: Das Trinkwasser, das Essen in Krankenhausküchen, Lebensmittel in Supermärkten. Eines haben diese Fälle jedoch gemeinsam: Alle Erpresser wurden von der Polizei ausgeforscht. So erst wieder am Donnerstag. Ein 51-jähriger Mann hatte damit gedroht, einen Zug zum Entgleisen zu bringen. Das besondere an dem jüngsten Fall: Der Täter wurde direkt in der Telefonzelle verhaftet, praktisch während er gerade mit dem Leiter des Inlandsressorts der Tageszeitung Lidove noviny, Herrn Vladimir Dubsky, telefonierte. Diesen hatte er sich bereits am Dienstag als Ansprechpartner und Vermittler auserkoren. Wohl auch deshalb, weil er hoffte, seinem Ansinnen durch die Veröffentlichung der Geschichte Nachdruck zu verleihen. Vladimir Dubsky erinnert sich:
"Ich habe sofort danach die Notrufnummer 158 angerufen, wo ich erzählt habe, was mir passiert ist. Dass mich ein Mann angerufen hat, der sich selbst als Erpresser bezeichnet hat, der 15 Millionen Kronen verlangt. Und von da an war ich dann mit den Ermittlern stets in Kontakt."
Fünfzehn Millionen Kronen, das sind etwa 450.000 Euro. Geld, auf das der Mann durch seine rasche Ausforschung freilich vergeblich gehofft hat. Nun, nicht einmal eine Woche, nachdem er sein Unternehmen begonnen hat, drohen ihm bis zu 12 Jahre Haft.
Obwohl wie gesagt keiner der Erpressungsversuche der letzten Zeit erfolgreich war und fast alle Täter gefasst wurden, kommt es immer wieder zu neuen Fällen. Oder - vielleicht gerade deshalb. Der Chef der tschechischen Kriminalpolizei, Petr Zelazko, meint, möglicherweise habe jeder dieser Verbrecher das Gefühl, ausgerechnet er sei schlauer als alle anderen. Meist übrigens handelt es sich um bereits vorbestrafte Männer. Die mangelnden Erfolgsaussichten und auch die Tatsache, dass vorübergehende anonyme Berühmtheit nichts mit Ruhm und Ehre zu tun hat, wird sich jedenfalls hoffentlich bald herumsprechen. Der letzte Erpresser kam hierzulande vor zehn Jahren mit seinen menschenverachtenden Drohungen ans Ziel seiner Träume: Er erbeutete 50.000 Kronen, etwa 1.500 Euro.