Lehrerstreik in Tschechien stößt sowohl auf Zuspruch als auch Ablehnung

Lehrerstreik, Foto: CTK

Weitere Einzelheiten über den bestreikten Schuljahresbeginn erfahren Sie von Lothar Martin.

Lehrerstreik,  Foto: CTK
Schon vor den großen Sommerferien hatte der Böhmisch-Mährische Schulgewerkschaftsverband angedroht, der Forderung seiner Mitglieder nach besserer Besoldung notfalls auch mit einem Streik Nachdruck zu verleihen. Eine Drohung, die in dem Beschluss mündete, für den 1. September einen eintägigen Warnstreik auszurufen. Ein Beschluss, der jedoch nur von etwas mehr als der Hälfte der hiesigen Grund- und Mittelschulen mitgetragen wurde. Die andere Hälfte, vornehmlich Schulen in West- und Südböhmen, sah es vor allem als ihre Verpflichtung an, den Schülern ihr Recht auf Bildung nicht zu verwehren und die jüngsten unter ihnen sogar ganztags zu betreuen. Ein wichtiger Grundsatz, der es auch den Pädagogen der Prager Grundschule in der Kladská-Straße nicht leicht gemacht hat bei ihrer Entscheidung, die Schultore nicht zu öffnen. Warum sich die Lehrerschaft für den Streik entschieden hat, dazu sagte mir die Direktorin der Grundschule, Zuzana Sokolová:

"Wir haben uns dem Streik einmütig angeschlossen, d.h. alle Lehrer, und zwar aus diesem Grund: Die Bereitschaft zum Streik hat es hier in Tschechien schon einige Male gegeben. Wir haben uns stets davor verwahrt, die Schule zu schließen. Nun sind wir aber der Meinung, dass unsere Arbeit bis heute nicht genug gewürdigt und auch nicht in dem Maße entlohnt wird, wie wir uns das vorstellen. Daher haben wir uns entschieden, diesmal zuzusetzen."

Was sie und ihre Lehrerkollegen nunmehr erwarten, dazu erklärte mir die Direktorin:

Schulministerin Petra Buzkova,  Foto: CTK
"Wir erwarten, dass die Regierung ihr Versprechen einhält, das sie uns gegeben hat, nämlich die Löhne schrittweise so zu erhöhen, dass wir zum gesamtstaatlichen Lohndurchschnitt aufschließen."

Eine Forderung, die - so Schulministerin Petra Buzková - angesichts leerer Staatskassen und der eingeleiteten Finanzreform derzeit nicht zu erfüllen sei. Dies sei jedoch nicht der Grund, warum man sich an seiner Schule einstimmig dafür entschieden habe, sich dem Streik nicht anzuschließen, erfahre ich von Pavel Tomás, dem Schulleiter der 6. Grundschule im westböhmischen Cheb/Eger. Man sei gedanklich durchaus solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen, halte den Streik auf Kosten der Schüler und Eltern jedoch nicht für das geeignetste Mittel, so Tomás. Auf meine Frage, ob er als Schulleiter dann nicht die Gefahr sehe, seine besten Lehrer zu verlieren, falls sie mit ihrer Entlohnung ewig unzufrieden bleiben, antwortete Tomás:

"Die Lehrer sind in der Mehrzahl Leute, die ihre Arbeit gern verrichten, denen ihre Berufung gefällt, und daher kann sich die Mehrheit unter ihnen auch nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu tun. Der Grund, warum sie ihre Tätigkeit an den Schulen fortsetzen ist auch der, dass es an den Schulen schon viele Lehrer gibt, die in einem höheren Alter sind und die es daher schon schwer haben, in diesem Alter eine andere Beschäftigung zu finden."