F. O. Kinsky erwägt Klage gegen Kulturminister Dostal
Die Rechtsstreitigkeiten rund um die Eigentumsansprüche des in Argentinien lebenden Adeligen Frantisek Oldrich Kinsky beschäftigen seit mehreren Monaten nicht nur die tschechischen Gerichte, sondern auch die tschechische Politik. Vergangene Woche gab Kinsky selbst in Prag eine Pressekonferenz und dem Thema damit neue Nahrung. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:
"Auf Deutsche, was ich nicht bin. Auf Verräter, was ich im Alter von neun Jahren schwer sein konnte. Und auf Feinde des Staates. Mit dem Staat hatte ich aber nichts zu tun, ich habe seit meinem dritten Lebensjahr in Argentinien gelebt."
Daher meint Kinsky also heute: Die betreffenden Immobilien und Grundstücke hätten in Wirklichkeit nie aufgehört, rechtmäßig ihm zu gehören. Immer wieder sorgt der Fall Kinsky auch für politische Aufregung: Im Sommer, nachdem Kinsky einige Prozesse für sich entschieden hatte, hatte es dazu ein Treffen der vier ranghöchsten Politiker des Staates gegeben. Laut dachte man sogar darüber nach, eventuell die Verfassung zu ändern, um eine Umgehung der Benes-Dekrete, wie es hieß, ein für alle mal auszuschließen. Und in letzter Zeit ließ vor allem Kulturminister Pavel Dostal aufhorchen, der meint beweisen zu können, dass Kinsky sehr wohl Deutscher sei. Als Minister, so Dostal, sei es seine Pflicht, das Eigentum des Staates zu schützen, wenn es von jemandem unrechtmäßig beansprucht werde. Andere sehen darin jedoch eine gefährliche Einmischung der Politik in die Angelegenheiten unabhängiger Gerichte. Und was sagt Kinsky zum politischen Rummel rund um seine Person?"Wenn mein Belang Aufregung erreicht, wenn das Recht eines Menschen, für sich Justiz zu verlangen, Leute aufregt, dann freue ich mich darüber. Denn wenn wir unsere Rechte nicht verteidigen, dann sind wir ausgeliefert. Den Kommunisten, den Nazis, den Faschisten. Allen totalitären Regimen. Wir müssen für unser Recht gerade stehen."
Kinsky verfügt sowohl über einen argentinischen als auch über einen tschechischen Pass. Und behauptet, er fühle sich als Tscheche. Mit seinen Aussagen jedoch macht er sich hierzulande oft nicht wirklich Freunde. Wäre sein Vater vor 1938 mit Göring befreundet gewesen, so meinte er etwa am Donnerstag in einem Interview für die Tageszeitung Mlada fronta dnes, so würde er ihn deshalb nicht verurteilen. Denn Göring wäre damals Minister eines Staates gewesen, der noch keine verbrecherische Diktatur gewesen sei. Ob jedoch ein solches Geschichtsbild, oder etwa auch die Tatsache, dass Kinsky nicht Tschechisch spricht, als politische Argumente in einem Rechtsstreit herhalten können, das ist hier die große Streitfrage.
Kinsky jedenfalls erwägt nun, Kulturminister Dostal zu klagen. "Er behauptet ich sei Deutscher - ich fordere ihn auf, dies zu beweisen", so Kinsky. Dostal selbst war wegen einer Auslandsreise seither nicht erreichbar. Radio Prag wird über das Thema jedoch bestimmt weiterhin berichten.