Krise im tschechischen Gesundheitswesen hält an / Ärztegewerkschaften rufen Streikbereitschaft aus
Seit Wochen sorgt sie in Tschechien für Schlagzeilen - die Verschuldung der Krankenhäuser. Am Dienstag nun gab Premierminister Vladimir Spidla bekannt, dass der Staat seinen Beitrag zur Entschuldung der Spitäler, deren Verwaltung Anfang des Jahres vom Staat auf die Landkreise übergegangen war, um fast ein Drittel der ursprünglich angekündigten Summe erhöhen wolle, insgesamt auf ca. 113 Mio. Euro. Doch von einer Beruhigung der Situation kann noch längst nicht gesprochen werden, im Gesundheitswesen gärt es weiter. Silja Schultheis berichtet.
"Der Gegensatz zwischen den Einnahmen aus dem Gesundheitswesen und den Leistungen, die es von diesen unzureichenden Einnahmen bestreiten soll, wächst ständig. Wir sehen keinen ausreichenden politischen Willen, dieses grundsätzliche Problem zu lösen. Die Angestellten im Gesundheitswesen weigern sich daher, weiterhin dieses schlechte Finanzierungssystem zu sponsern und damit seine Agonie zu verlängern."
Gesundheitsministerin Marie Souckova, die in letzter Zeit heftig in die Kritik geraten ist und deren Ablösung die Ärztekammer unlängst gefordert hatte, hält die Vorwürfe und die ausgerufene Streikbereitschaft der Ärzte hingegen für unberechtigt und beruft sich dabei auf die Ergebnisse der Verhandlungen vom Dienstag zwischen den Chefs der Koalitionsparteien und der Regierungskommission für Gesundheitswesen:"Dagegen muss ich mich verwahren, denn wir haben uns ganz klar darauf geeinigt, dass wir bis zum 31. Januar 2004 ein Konzept für die Stabilisierung des Gesundheitswesens ausgearbeitet wird, das dann dem Parlament vorgelegt werden kann. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass es binnen weniger Jahre wieder zu einem solchen Defizit kommt wie das jetzt der Fall war."
Am Mittwoch soll die Regierung über den jüngsten Vorschlag zur Entschuldung der Krankenhäuser diskutieren. Die Koalition wirft ihr vor, bislang nichts zur Verhinderung einer weiteren Verschuldung der Spitäler getan zu haben. Und die Patienten der Krankenhäuser, die sind von der ganzen Diskussion bislang nicht unmittelbar betroffen, denn - so versicherten die Ärztegewerkschaften - die Ärzte in den Krankenhäusern werden trotz Streikbereitschaft normal weiter arbeiten.