In Tschechien wurde Feiertag zu Ereignissen des 17. November begangen

Vor der Gedenktafel in der Prager Nationalstraße (Foto: CTK)

In der Tschechischen Republik wurde am Montag zum nunmehr zweiten Male der Staatsfeiertag begangen, der zwei historischen Ereignisse gewidmet ist: Den Prager Studentenprotesten gegen den deutschen Nationalsozialismus vor 64 Jahren sowie dem 14. Jahrestag des Beginns der so genannten Samtenen Revolution, mit der im Herbst 1989 das kommunistische Regime in der damaligen Tschechoslowakei zu Fall gebracht wurde. Wie dieser Tag in Tschechien begangen wurde, das hat Lothar Martin zusammengefasst.

Vor der Gedenktafel in der Prager Nationalstraße  (Foto: CTK)
Hauptblickpunkt der Feierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen zum 17. November war auch diesmal wieder die Hauptstadt Prag, in der sich die bereits genannten Ereignisse in der Vergangenheit auch vordergründig abgespielt haben. So nahm Ministerpräsident Vladimír Spidla an der Gedenkveranstaltung zu Ehren der nach den Protesten am 17. November 1939 von den Faschisten gefangen genommenen und später hingerichteten Studenten statt, die vor der Gedenktafel des Studentenführers Jan Opletal im ersten Prager Stadtbezirk stattfand. Bei ihr erinnerte man sich an die nach den Protesten angeordnete Schließung aller damaligen tschechischen Hochschulen, was den Regierungschef u. a. zu den Worten veranlasste, dass radikal-intellektuelle Studenten es noch stets verstanden hätten, die öffentliche Meinung wachzurütteln.

Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Die Gesellschaft wachgerüttelt und für die so genannte Samtene Revolution nach und nach gewonnen haben auch die Studenten des Herbstes 1989, die mit ihrem mutigen Protestmarsch gegen das damalige kommunistische Regime sozusagen die Fackel zündeten für all die Umwälzungen, die danach erfolgten. An der Gedenktafel in der Prager Nationalstraße (Národní), wo daran erinnert wird, wie gewaltsam der Protestmarsch seinerzeit an dieser Stelle von der kommunistischen Staatspolizei aufgelöst wurde, zündeten wieder Tausende Bürger Kerzen an und legten Blumen nieder. Mit Kranzniederlegungen gedachten auch führende Politiker der Ereignisse vor 14 Jahren. Ex-Präsident Václac Havel erklärte dabei vor Journalisten, "dass wenn wir uns an diesen Tag erinnern, dann erinnern wir uns gleichzeitig an den nicht unterdrückbaren Willen nach Freiheit, dessen Träger oftmals gerade die junge Leute, die Studenten sind." Seinen Nachfolger im Präsidentenamt, Václav Klaus, trieb beim Gedenken an die Ereignisse des Herbstes 1989 noch ein anderer Gedanke um, der mit der aktuellen Situation in Verbindung steht: Nämlich die derzeit ziemlich hohen Wahlreferenzen für die hiesigen Kommunisten. Als seine Art der Erklärung dieses Faktes sagte Klaus in die Mikrophone der Journalisten:

Vaclav Klaus  (Foto: CTK)
"Wir haben auch bei uns linksorientierte Bürger und daher auch linksorientierte Wähler. Und die wechseln derzeit gerade aus dem Lager der Sozialdemokratie in das Lager der Wähler der Kommunistischen Partei über. Das ist eine Sache, die sich in keiner anderen Weise bewerten lässt als das Versagen von Jemandem und dem Ausnutzen dieses Tatbestandes durch Jemanden anderen."

Petr Placák  (Foto: CTK)
Gegen das Aufleben der Kommunistischen Partei fanden und finden dieser Tage auch eine Reihe von Protestveranstaltungen statt, darunter auch ein Konzert im schwer vom Hochwasser geschädigten Prager Stadtteil Karlín. Zu den Gründen für diese Aktion sagte der Schriftsteller und Historiker Petr Placák:

"Das ist nicht irgendeine postkommunistische Partei, die sich wirklich in ein anderes Subjekt transformiert hat, nein, das ist de facto die alte, beharrliche Kommunistische Partei, die dank ihrer Existenz und ihres legalen Wirkens in der politischen Szene unaufhaltsam das in die Öffentlichkeit bzw. in die Gesellschaft hineinträgt, wofür sie steht."