"Jenufa" eröffnete das Festival "Janaceks Brünn"

Jenufa (Foto: www.janacek.brno.cz)

"Janáceks Brünn". Zwei Jubiläen geben Anlass für ein Musikfestival, das dieser Tage das kulturelle Leben in der mährischen Metropole Brno/Brünn prägt: Der 150. Geburtstag des Komponisten Leos Janacek sowie der 100. Jahrestag der Uraufführung seiner Oper "Jeji pastorkyna" ("Jenufa"). Marketa Maurova berichtet.

Diese wohl bekannteste Oper Janaceks erlebte am 21. Januar 1904 in Brünn ihre Weltpremiere. Eine Neuinszenierung, die in der Koproduktion der Brünner Janacek-Oper und der Wiener Staatsoper entstanden ist, eröffnete genau 100 Jahre später das Festival. Das Publikum konnte eine bisher weniger bekannte Version des Werkes hören. Der Janacek-Forscher Jiri Zahradka erklärt:

"Wir sprechen von der Brünner Version des Jahres 1908. Es ist eine Version, die die instrumentalen Veränderungen des Dirigenten Karel Kovarovic nicht enthält, die anlässlich der Prager Premiere im Jahre 1916 vorgenommen wurden. Die ursprüngliche Version, die im Jahre 1904 in Brünn erklang, hat de facto nicht überlebt. Janacek hat sein Autograph vernichtet und die Oper bis 1907 wesentlich umgearbeitet. Die Version vom Jahr 1908 wurde von Janacek autorisiert. Diese scheint also die ideale Version zu sein."

Mit Spannung wurde die Inszenierung durch den britischen Regisseur David Poutney, eine bekannten Interpreten tschechischer Opern, erwartet. Der Musikwissenschaftler Jiri Vyslouzil zeigte sich nach der Vorstellung begeistert.

"Er zeigte einen modernen Zutritt eines heutigen Regisseurs, gleichzeitig hat aber, vor allem in Chorszenen, auch die folkloristischen, lokalen, mährischen Züge respektiert und hervorgehoben. Ich sehe in dieser Synthese eine große Leistung des Regisseurs."

In der Rolle der Küsterin (Kostelnicka) stellte sich die berühmte deutsche Janacek-Interpretin Anja Silja vor. Nach der Vorstellung wurde sie mit einer Gedenkmedaille der Janacek-Stiftung ausgezeichnet. Wir baten Sie bei dieser Gelegenheit ans Mikrophon:

"Das ist eine große Ehre, dass ich dabei sein durfte, an diesem 100jährigen Wiederholungsdatum. Und ich fühle mich selbstverständlich in der Stadt, wo der Komponist sozusagen her ist, wenn auch nicht hier geboren ist, aber doch so lange gelebt hat, sehr wohl. Ich habe alle Plätze besucht, an denen er vermutlich war, in seinem Haus, in dem Kloster, wo er komponiert hat, an seinem Grab natürlich war ich. Also ich fühle mich wirklich um 100 Jahre zurückversetzt, und das mit großer Freude."

Neben der Küsterin in "Jenufa" hat Anja Silja auch die Hauptrolle in der Janacek-Oper "Die Sache Makropulos" an vielen Bühnen der Welt verkörpert. Wie hat sich ihr Verhältnis zu Janacek entwickelt?

"Ich singe ihn fast schon über annähernd 40 Jahre. Meine erste Emilia Marty habe ich mit Vaclav Neumann in Stuttgart gemacht, 1967. Also Emilia Marty ist für mich quasi eine Schicksalsfigur. Ich bin schon über fünfzig Jahre am Theater und habe so viele Situationen und Stadien meines Berufes erlebt, dass ich mir fast wie Emilia Marty vorkomme. Also das ist für mich eine echte Schicksalsrolle geworden. Nach Wagner ist das für mich wirklich der bedeutendste Opernkomponist, den ich gesungen habe. Und der ehrlichste, emotional der ehrlichste. Und deshalb liegt er mir besonders."

Soweit die Sopranistin Anja Silja. Im Rahmen des Festivals "Janaceks Brünn" werden in den folgenden zwei Wochen alle Opern Leos Janaceks in Brno erklingen.