Christen gegen Antisemitismus

Rabbiner Dushinsky

"Tu Bi-Schwat" - eine Feierlichkeit, die als das Neujahrsfest der Bäume übersetzt werden kann, war der Anlass eines christlich-jüdischen Treffens, das am vergangenen Sonntag in Prag veranstaltet wurde. Initiatoren der Feier, an der Gläubige verschiedener Konfessionen teilnahmen, war die tschechische Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ). Anlässlich dieser Begegnung veröffentlichten sie ihr Vorhaben, in den kommenden Wochen einige auf den Kampf gegen den Antisemitismus gerichtete Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit zu organisieren. Nach den Beweggründen für das Treffen fragte ich den Vorsitzenden der tschechischen Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem, Mojmír Kallus:

Rabbi Dushinsky
"Der Beweggrund für das Treffen war das Fest an sich - das Tu Bi-Schwat - das bedeutet etwa das ´Neujahr der Bäume´. Es ist ein auch unter Juden nicht so bekanntes Fest. Wir wollten diesen Anlass nutzen, um wieder ein der Christen und Juden zu organisieren. In diesem Sinne war es erfolgreich, da Vertreter der beiden Gemeinden gekommen sind."

"Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem bereitet in den nächsten Monaten einige Veranstaltungen zum Thema Kampf gegen Antisemitismus vor. Wodurch wurde diese Initiative motiviert?"

"Das stimmt, wir haben uns entschlossen, dass es angebracht ist, in dieser Zeit, ein klares Zeichen zu setzen, dass der Antisemitismus etwas Übles, Schlimmes ist, was zu bekämpfen ist. Der Untertitel unserer Veranstaltungen lautet ´Gegen die Infektion des Antisemitismus´. Wir möchten damit zum Ausdruck bringen, dass der Antisemitismus etwas wie eine Art Erkrankung ist, und man darf es nicht unterlassen, gegen die ersten Anzeichen dieser Erkrankung zu kämpfen. Denn wir haben alle in Europa die Erfahrung gemacht, wie weit es kommen kann. Der Beweggrund dafür ist die Beobachtung, dass in der letzten Zeit in Europa wieder Anzeichen der Antisemitismus vermehrt auftauchen und dass man auch die so genannte schweigende Mehrheit mal zu Wort bewegen soll."

"Ich habe in der letzten Zeit den folgenden Eindruck: Man ehrt zwar das Andenken der verstorbenen oder ermordeten Juden, dies stellt man nicht in Frage, aber die lebenden Juden, bzw. den Staat Israel in Frage zu stellen - diese Haltung findet man nicht selten vor ...."

"Ja, das ist eben der Punkt, und wir sind der Meinung, dass der Antisemitismus in den verschiedenen Zeitepochen verschiedene Formen hatte, und die jetzige Form scheint zu sein, dass man mit Vorwürfen gegen Israel kommt, und man pflegt zu sagen, dass Anti-Israelismus kein Antisemitismus sei, aber nach meiner Meinung ist das ein Produkt derselben Erkrankung, und man sollte dagegen Stellung nehmen."