Tschechisch-slowakische Begegnungen: Tätigkeit der Caritasverbände

Fernadoption

Wie immer bei der jeweils letzten Ausgabe der Begegnungen im Monat wurden auch die folgenden Begegnungen in der Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von der deutschsprachigen Redaktion Radia Slowakei International vorbereitet. Mit der Tätigkeit der katholischen Caritas in Tschechien und in der Slowakei befassen sich in den folgenden Begegnungen Martina Schneibergova und Dusan Dubravsky.

Die Vereinigung Tschechische katholische Caritas ist eine gemeinnützige humanitäre Organisation und im Bereich der sozial-medizinischen Dienste stellt sie die größte nicht staatliche Organisation dar. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der einzelnen Diözesanverbände der Caritas besteht vor allem in der Hilfe für Obdachlose, Mütter mit Kindern in Not, für behinderte Menschen, sozial schwache Familien, Senioren, Drogensüchtige und Flüchtlinge. Außerdem bietet die Caritas humanitäre Hilfe auch im Ausland. Eines der erfolgreichsten langfristigen Caritas-Projekte, das vom Prager Erzdiözesanverband vor ungefähr zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, ist die so genannte "Fernadoption". In ihrem Rahmen unterstützen Sponsoren aus Tschechien Kinder in mehreren Ländern. Jarmila Kabátová vom Prager Caritasverband dazu:

Jarmila Kabátová
"Der Erzdiözesanverband der Caritas hilft Kindern in Indien, Uganda und in Litauen. In jedem genannten Land arbeiten wir mit einer Partnerorganisation zusammen - entweder mit der dortigen Caritas oder einer anderen gemeinnützigen Organisation, die dieses Projekt betreut. Sie sucht die Kinder, die Hilfe am dringendsten brauchen, aus, sie sorgt für die Herstellung der Kontakte zwischen den Kindern und ihren Adoptiveltern in Tschechien. Aus den finanziellen Mitteln werden die Schulgebühren, die Schulbücher, die medizinische Versorgung und die Versicherung des Kindes bezahlt. In Indien sind wir sogar in acht verschiedenen Orten tätig - dort haben wir mehrere Partnerorganisationen."

Von der Notwendigkeit, arme Kinder in Indien und Uganda finanziell zu unterstützen, ist jeder überzeugt. Wie kam jedoch das Hilfsprojekt der Caritas in Litauen zustande? Jarmila Kabátová erklärte:

"In Litauen haben wir unser Projekt ein wenig anders als in Indien und in Uganda orientiert. Denn in Litauen braucht man genauso wie in anderen postkommunistischen Staaten für den obligatorischen Schulbesuch nicht zu zahlen. Aber Kinder aus den ärmsten Familien haben dort z.B. keine Möglichkeit, an verschiedenen Freizeitaktivitäten, die von den Schulen organisiert werden, teilzunehmen. Bei der Finanzierung können ihnen eben ihre Adoptiveltern aus Tschechien helfen. Ein Teil der finanziellen Mittel aus Tschechien wird direkt an die einzelnen Familien überwiesen, damit sie die üblichen Haushaltskosten bezahlen können."

Inzwischen gibt es in Tschechien an die 9.000 "Fernadoptiveltern". Nach Worten der Caritas-Mitarbeiter gab es am Anfang - in den neunziger Jahren - nur einige Hundert Adoptiveltern, das Interesse an der Fernadoption stieg jedoch mit der Zeit verhältnismäßig schnell, und am Projekt der Prager Caritas nehmen heutzutage nicht nur Menschen aus der Prag und seiner Umgebung, sondern auch aus anderen Regionen teil. Die Summe, mit der die Kinder unterstützt werden, beträgt im Jahr 4.900,- Kronen (umgerechnet ca. 164 Euro) für Indien, 7.000 Kronen (umgerechnet ca. 234 Euro) für Uganda. Dieser Betrag entspricht etwa der Hälfte des Durchschnittsgehalts in Tschechien. An der Adoption eines Kindes beteiligen sich deswegen oft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch z. B. ganze Familien oder auch einige Bekannte gemeinsam. Es gibt andererseits auch Adoptiveltern, die mehrere Kinder aus Indien und auch aus Uganda unterstützen. Die Eltern stehen mit den Kindern im Briefkontakt. Es gibt auch einige Eltern, die ihre Adoptivkinder in Uganda und in Litauen besucht haben. Nach Worten von Jarmila Kabátová bereitet die Caritas ein Projekt der Fernadoption auch in Weißrussland vor.

Das Wort hat jetzt mein Kollege von Radio Slowakei International, Dusan Dubravský.

Autoren: Martina Schneibergová , Dusan Dubravsky
abspielen