Tschechische Erstaufführung: Verdis Requiem als Oper im Nationaltheater Prag
Das Requiem gilt seit dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart als Maßstab, an dem praktisch alle bedeutenden Komponisten ihr Können messen - allen voran Wolfgang Amadeus Mozart, Hector Berlioz oder Giuseppe Verdi. Und gerade Verdis Requiem hat gestern Abend im Nationaltheater Prag in der tschechischen Erstaufführung ertönt.
Giuseppe Verdi schrieb sein Requiem im Jahre 1873, um damit den verstorbenen Schriftsteller Alessandro Massani zu ehren. Nachdem er lange eine passende Form gesucht hatte, um seines großen Idols zu gedenken, entschied er sich schließlich für das Requiem.
Innerhalb von sieben Monaten hat Verdi sein opulentes Werk abgeschlossen, die Erstaufführung fand schließlich am 22. Mai 1874 in der Mailänder Sankt-Markus-Kirche statt. Doch auch das Prager Publikum musste auf Verdis Requiem nicht lange warten: Es ertönte schon zwei Jahre später, im Januar 1867, auf einem Konzert des Deutschen Theaters.
Die tschechische Erstaufführung im Nationaltheater findet unter der Leitung des Dirigenten Jiri Kout statt. Auf ihn geht auch die Idee zurück, das Werk überhaupt zu realisieren und gleichzeitig als eine Oper zu inszenieren. Dabei hebt der Dirigent Jiri Kout zwei Grundgedanken hervor, die seiner Meinung nach für das Verständnis des Werkes sowie für dessen Umsetzung grundlegend sind:"Der erste Gedanke ist: 'Und führe uns vom Tod zum Leben' und der zweite: 'Befreie mich, mein Herr'. Es geht um liturgische Elemente, die keine Handlung haben. Natürlich geht es um eine andere Form als bei Mozart oder bei Dvorak, die beide eine traditionelle 'Messe für Verstorbene' komponiert haben. Bei Verdi ist es jedoch anders. Er schuf ein dramatisches Werk, in dem er - ohne es selbst zu beabsichtigen - die Opernsprache nutzt. Durch die Instrumentalisierung, musikalische Farben usw. kehrt er hier zu seinen besten Opernwerken zurück - zu 'Rigoletto', 'Il Trovatore' oder zum 'Don Carlos'. Paradoxerweise hat er sich damals von der Oper losgesagt, aber ich denke trotzdem, dass das Werk mit einer Oper sehr viel zu tun hat."
Die Regie der Aufführung des Requiems übernahm der Opernchef des Nationaltheaters, Jiri Nekvasil, das Szenenbild entwarf dessen Direktor Daniel Dvorak. Als Solisten traten Cellia Costea, Yvona Skvarova, Valentin Prolat und Miloslav Podskalsky auf.
Und zum Schluss noch eine musikalische Hörprobe: Auf einer historischen Aufnahme der Staatsoper Prag aus dem Jahre 1912 hören Sie nun Selma Kurz in der Rolle der Gilda aus Verdis Rigoletto.