Marta Krásová: Einzigartige Stimme des Prager Nationaltheaters

Marta Krásová als Königin von Saba, 1926. Foto: Győri und Boros, Archiv des Slowakischen Nationaltheaters

Die Mezzosopranistin Marta Krásová hat die stimmliche Perfektion mit schauspielerischer Noblesse und unvergesslichem Charme verbunden. Sie war eine der größten Persönlichkeiten der tschechischen Operngeschichte im 20. Jahrhundert.

Marta Krásová als Amneris in „Aida“,  1934. Foto: Josef Heinrich,  Archiv des Nationaltheaters in Prag

Die Künstlerin kam vor 120 Jahren (am 16. März 1901) im südböhmischen Protivín zur Welt. Marta Krásová erwies sich schon in Kindesjahren als musikalisch äußerst begabt. Sie spielte sehr gut Geige und Klavier, schließlich siegte aber ihre Liebe zum Gesang. Krásová studierte in Prag und Wien und erhielt 1922 ihr erstes großes Engagement in Bratislava / Pressburg. 1926 wurde sie zum ersten Mal zu einem Gastauftritt ans Nationaltheater in Prag eingeladen, und zwei Jahre später erhielt sie dort ein dauerhaftes Engagement. Krásová blieb 38 Jahre lang Solistin des Prager Nationaltheaters und war sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum anerkannt. Zu ihren Erfolgsrollen zählten Donna Isabella (Zdeněk Fibich: „Braut von Messina“), Vlasta (Zdeněk Fibich: „Šárka“), die Hexe (Antonín Dvořák: „Rusalka“), Azucena und Amneris (Giuseppe Verdi: „Il trovatore“), Verdis „Aida“ und George Bizets „Carmen“. Die Rolle der Háta in Smetanas „Verkaufter Braut“ sang sie sogar mehr als 300 Mal! Im Ausland machte sie als Küsterin in Leoš Janáčeks „Jenufa“ und als Kabanicha in seiner „Katja Kabanowa“ auf sich aufmerksam.

Marta Krásová als Hexe in „Rusalka“,  1955. Foto: Jaromír Svoboda,  Archiv des Nationaltheaters in Prag

Typisch für die Sängerin mit ihrem großen Stimmumfang waren vor allem dramatische Rollen, in denen ihr klangvoller Mezzosopran besonders gut zur Geltung kam. Sie sammelte Erfolge auch im Ausland – in Brüssel, Berlin und Edinburgh. Unter der Leitung des Dirigenten Václav Talich sang sie in Amsterdam, mit Zdeněk Chalabala in Venedig. Die Zuschauer konnten zudem in Paris, Kopenhagen, Krakau, Wien, Hamburg, Dresden und in anderen Städten ihre Stimme bewundern.

Marta Krásová  (Carmen,  1934). Foto: Illek und Paul,  Archiv des Nationaltheaters in Prag

In den Jahren 1938 und 1939 trat Krásová in den USA und in Kanada auf, und zwar im Rahmen einer Tournee zusammen mit der Sopranistin Hilda Konetz, dem Bass Alexander Kippnis und dem Tenor Henke Horthem. 1939 wurde ihr ein Engagement an der Metropolitan Opera in New York angeboten, der Zweite Weltkrieg stand dem aber entgegen.

Krásová interpretierte gerne auch Lieder von Gustav Mahler, Antonín Dvořák (die Aufnahme der Biblischen Lieder in ihrer Interpretation gehört zu den besten überhaupt), Vítězslav Novák, Josef Bohuslav Foerster und Otakar Ostrčil.

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