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Premier Spidla: Anschläge von Madrid sind Beweis für "globalen Krieg"

Der tschechische Premier Vladimír Spidla hat die Anschläge von Madrid als einen Beweis dafür bezeichnet, dass derzeit ein "global gewordener Krieg" verläuft. "Zur Zeit kann jeder Ort dieser Welt jeden Augenblick zum Kriegsschauplatz werden", erklärte Spidla am Freitag in Prag. Innenminister Stanislav Gross sagte, die Gefahr eines Attentats in Tschechien sei wegen der Anschläge von Spanien nicht größer geworden. Auf einer Pressekonferenz in Prag informierte Gross am Freitag darüber, dass die Lage momentan von einer Expertengruppe untersucht werde. Der Minister räumte jedoch ein, dass sich die Sicherheitslage in Europa allgemein verschlechtert habe. Der Vorsitzende des Sicherheitsausschusses des Abgeordnetenhauses Jan Vidím stellte fest, dass auch die tschechischen Sicherheitsorgane noch vorsichtiger sein müssten, wenn es sich zeigen sollte, dass hinter den Anschlägen in Spanien die Terrororganisation El Kaida steht. Menschen, die ihr Beileid mit den Opfern der Anschlagsserie in Madrid zum Ausdruck bringen wollen, können sich in Prag in Kondolenzbücher eintragen. Diese werden am Montag und Dienstag in der spanischen Botschaft in Prag ausgelegt. Für die Attentatsopfer soll am kommenden Dienstag in der St. Thomaskirche auf der Prager Kleinseite von einem spanischen Priester eine Messe gelesen werden. Vladimír Spidla hatte am Donnerstag die Attentate verurteilt und seinem spanischen Amtskollegen José Maria Aznar ein Beileidstelegramm geschickt. Ihr Beileid mit den Anghörigen der Anschlagsopfer brachten am Freitag auch Vertreter der evangelischen Böhmischen Brüdergemeinde zum Ausdruck.

Visegrad-Staaten wollen auch nach dem EU-Beitritt zusammenarbeiten

Die so genannte Visegrader-Staatengruppe (Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn) soll auch nach dem EU-Beitritt dieser Staaten am 1. Mai weiter bestehen. Darauf haben sich am Freitag die Staatsoberhäupter der vier Länder bei ihrem Treffen im ostslowakischen Kosice (Kaschau) geeinigt. Der tschechische Staatspräsident Václav Klaus bedauerte, dass es den Visegrad-Staaten nicht gelungen sei, einen gemeinsamen Standpunkt zum Streitthema EU-Verfassung in die Verhandlungen mit den bisherigen EU-Mitgliedsstaaten einzubringen. Václav Klaus und sein slowakischer Amtskollege Rudolf Schuster haben in Kosice den polnischen Standpunkt zur gemeinsamen EU-Verfassung unterstützt. Polen und Spanien bevorzugen den bislang gültigen Vertrag von Nizza. Präsident Klaus erklärte auf dem Präsidententreffen der Visegrad-Länder, er sei davon überzeugt, dass die Variante, die Polen vertreten hatte, auch für weitere Visegrad-Länder von Vorteil wäre.

Sieben Tote bei Grubenunglück

Bei einem Grubenunglück in der nordmährischen Region Karvina sind am Donnerstag sieben Bergarbeiter ums Leben gekommen. Es handelt sich um eins der schwersten Grubenunglücke in der Geschichte Tschechiens. Erderschütterungen hatten am Nachmittag Teile der Grube in knapp 700 Metern Tiefe auf einer Länge von 50 Metern einstürzen lassen. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich elf Bergleute im betroffenen Stollen. Nur vier konnten sich retten. Für die übrigen Bergarbeiter - fünf von ihnen aus Polen - kam jede Hilfe zu spät. Methangasaustritt behinderte noch am Freitagmorgen die Bergung der Toten. Experten zufolge lasse sich das Risiko solcher Erdstöße nicht eindämmen, es handele sich um eine direkte Folge des Bergbaus.

Offiziere zum 5. Jahrestag des NATO-Beitritts ausgezeichnet

Etwa dreißig hohe Offiziere der tschechischen Armee wurden am Freitag in Prag anlässlich des fünften Jahrestages des NATO-Beitritts Tschechiens von Verteidigungsminister Miroslav Kostelka mit Gedenkmedaillen ausgezeichnet. Unter den Offizieren, denen die Medaille für ihre persönlichen Verdienste und Bemühungen verliehen wurde, war auch Generalstabschef Pavel Stefka. Kostelka erinnerte in seiner Rede daran, dass während der vergangenen fünf Jahre mehr als 3500 tschechische Soldaten an 150 Militärübungen der NATO teilnahmen. Tschechische Armeeangehörige sind aber auch in NATO-Organen vertreten und nehmen an Einsätzen der NATO im Ausland teil. "Wir sind ein fester Bestandteil einer gut funktionierenden Maschine," lobte der Minister die Soldaten.

Gespräche mit Nordkorea über Atompolitik und Menschenrechte

Der nordkoreanische Parlamentsvorsitzende Choe Thae Bok hat die umstrittene Atompolitik seines Landes als reine Defensiv-Maßnahme bezeichnet. Nach einem Treffen mit seinem Prager Amtskollegen Lubomir Zaoralek am Donnerstag sagte Thae Bok wörtlich: "Unser Arsenal ist ein Damm gegen die US-Atomraketen an der Grenze in Südkorea, und wir wollen nur das Recht auf die eigene Existenz verteidigen". Nordkorea sei "für eine friedliche Lösung in Form eines internationalen Dialogs", sagte Choe Thae Bok weiter. Zaoralek sagte nach dem Treffen, er habe dem Politiker die tschechische Kritik an Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea übermittelt. Dazu sagte Choe Thae Bok, dass sein Land in der Frage der Menschenrechte eine - Zitat - "eigene Meinung" besitze. Laut Zaoralek denkt Tschechien über die Wiedereröffnung einer vor rund zehn Jahren geschlossenen Vertretung in Nordkorea nach, um im internationalen Streit vermitteln zu können. Wegen einstmals guter Beziehungen aus der kommunistischen Ära sei Prag dazu von Japan und Südkorea gebeten worden, hieß es.

Ausbau des Atomenergie-Sektors

Trotz internationaler Kritik am tschechischen Atomkraftwerk Temelin will die Regierung in Prag in Zukunft zwei weitere Reaktorblöcke im Land errichten. Der Beschluss des sozialliberalen Kabinetts für den Bau vermutlich nach dem Jahr 2020 sei "ein Sieg des Verstands über die Ideologie", sagte Industrieminister Milan Urban am Donnerstag. Zur friedlichen Nutzung der Kernenergie gebe es "keine Alternative", sagte der Sozialdemokrat. Kritik kam hingegen von Bürgerinitiativen und aus Österreich. Politiker in Wien fordern nach mehreren technischen Störungen die Abschaltung des grenznahen AKW Temelin.

Filmregisseur Karel Kachyna ist gestorben

Im Alter von 79 Jahren ist in Ricany bei Prag der tschechische Filmregisseur Karel Kachyna gestorben. Filmliebhaber schätzen vor allem seine Filme aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre - wie z. B. "Wagen nach Wien" oder "Das Ohr". Kachyna drehte mehr als 60 Spiel- und Dokumentarfilme. Im Jahre 1999 wurde er auf dem Internationalen Filmfestival in Karlsbad mit dem Sonderpreis für seinen Beitrag zur Kinematographie ausgezeichnet.