Tschechische Soldaten in fünf Jahren zu echtem NATO-Baustein geworden

cesi_auto1.jpg

Seit nunmehr fünf Jahren gehören 19 Staaten der NATO an. Und gerade in diesen fünf Jahren hat sich die Tschechische Republik zu einer stabilen und zuverlässigen Größe innerhalb des Militärbündnisses entwickelt. In welcher Art und Weise, dazu mehr im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

Die NATO hat in den zurückliegenden 15 Jahren, seit dem Zusammenbruch des "Eisernen Vorhangs" bis zur Gegenwart, zwei größere Prüfungen durchgemacht - den Prozess der Anpassung an die Welt nach Beendigung des Kalten Krieges sowie ihre Umformierung nach dem 11. September 2001. Die Terroranschläge von New York und Washington sowie jüngst in Madrid stellen die NATO zunehmend vor eine neue Situation, nämlich ihre Einstellung auf einen neuen Gegner, der einen völlig anderen Charakter offenbart. Die Allianz ist dabei immer noch auf der Suche, wie sie dies am effektivsten bewerkstelligen kann. Zu dieser Einschätzung kam der tschechische Botschafter bei der NATO, Karel Kovanda, anlässlich des jüngst begangenen fünften Jahrestages seit dem Beitritt Tschechiens in das Nordatlantische Bündnis. Und Kovanda wusste auch darüber zu berichten, dass die tschechischen Soldaten seitdem bereits zu einer festen Größe in der Allianz geworden sind:

"Die Tschechische Republik hat innerhalb der Allianz einen außerordentlich guten Ruf als zuverlässiger und konstruktiver Partner. Dieser Ruf basiert auf zwei Faktoren - dem militärischen und dem politischen Faktor. Bei ersteren könnte ich darüber sprechen, wie gut sich unsere Soldaten in die NATO-Operationen oder in die Befehlsstrukturen der Allianz integriert haben oder wie aufmerksam Brüssel die Armeereform in unserem Land verfolgt. In politischer Hinsicht treten wir auf Grundlage der Instruktionen aus der NATO-Zentrale zu einer ganzen Reihe von Fragen ziemlich selbstständig auf. Das heißt, wir sind nicht mausgrau und angepasst, sondern ich würde sagen, dass wir in einigen Fragen sogar an der Spitze des Pelotons marschieren."

Diesen guten Ruf hat sich Tschechien durch sein engagiertes Handeln sowohl bei NATO-Operationen als auch bei internationalen Missionen erworben. Erst im Februar wurden 271 Soldaten und Soldatinnen, die im Rahmen des 7. Feldlazaretts oder als Militärpolizisten im südirakischen Basra im Einsatz waren mit nationalen Orden und Medaillen ausgezeichnet. Verteidigungsminister Miroslav Kostelka hob bei diesem Anlass hervor:

"Die Menschen in unserer Republik, und ich erlaube mir zu behaupten, auch die Menschen in der gesamten Welt, haben dank Ihnen festgestellt, dass eine Armee nicht nur aus Waffen und strikten Befehlen besteht, sondern dass sie auch Menschen in Not uneigennützige Hilfe gewährt. Vor Ihrer Ankunft in Basra hat die dortige Bevölkerung überhaupt keine Ahnung davon gehabt, wo sich die Tschechische Republik befindet. Aber nun bin ich überzeugt davon, dass Ihnen nach dem fast einjährigen Einsatz des Feldlazaretts in Basra ein Großteil der dortigen Bevölkerung für die Rettung von Leben und die gewährte medizinische Behandlung bis zum Lebensende dankbar sein wird."

Doch damit nicht genug. Ende Februar beschloss das Prager Abgeordnetenhaus sogar, dass erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs tschechische Soldaten wieder unmittelbar in militärische Handlungen eingreifen werden. Und zwar 120 Mann einer Spezialeinheit aus dem mährischen Prostejov, die in Afghanistan an der Seite Deutschlands bei der Operation Enduring Freedom eingesetzt werden sollen. Eine Unterstützung, die auch Bundesverteidigungsminister Peter Struck während seines letzten Prag-Besuchs zu würdigen wusste:

"Ich bin der Tschechischen Republik sehr dankbar für die Bereitschaft, in Afghanistan mitzuhelfen, das Land zu stabilisieren. Deutschland hat eine große Verantwortung in Afghanistan übernommen und ich sehe mit hohem Respekt, auch als Parlamentarier, die Ernsthaftigkeit, mit der hier im Parlament über einen Afghanistan-Einsatz der tschechischen Soldaten gesprochen wird."