Europaabgeordneter Kastler nahm an den Karslbader Begegnungen teil

Martin Kastler (Foto: Martina Schneibergova)

Die tschechisch-deutsche Nachbarschaft war auch eines der Themen der traditionellen Karlsbader Begegnungen, an denen mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien und aus Deutschland am vergangenen Wochenende in dem westböhmischen Kurort teilnahmen. Organisiert wurde das Treffen von der Ackermann-Gemeinde - einer von den Sudetendeutschen Katholiken gegründeten Organisation - gemeinsam mit ihrer tschechischen Partnerorganisation - der "Sdruzení Ackermann-Gemeinde". Während des Treffens erfuhren die Teilnehmer Konkretes über die vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds geförderten Projekte. Mit der Situation der deutschen Minderheit in Tschechien befasste sich der Direktor des Nationalitätenrates der Tschechischen Regierung, Dr. Sulitka. Im Zeichen des bevorstehenden EU-Beitritts Tschechiens sowie der Europawahlen stand der Vortrag des Europaabgeordneten Martin Kastler. Ich fragte ihn danach, in wieweit die immer noch bestehenden Ängste vor einem Zustrom neuer Arbeitskräfte berechtigt sind:

Martin Kastler  (Foto: Martina Schneibergova)
"Die Ängste sind immer berechtigt. Man kann nicht über Ängste von Menschen hinwegsehen, weil es einfach auch etwas Psychologisches ist, was man nicht unbedingt jedes Mal erklären kann. Auf der anderen Seite habe ich vorher in dem Vortrag gesagt, dass die Ängste oft unbegründet sind, weil ich mir den Zustrom nicht vorstellen kann. Die Tschechen, die ich kenne, sind sehr heimatverbunden und sie sind oft auch etwas mehr ortsgebunden als wir in Deutschland, wenn ich sie gerade mit meiner Altersgruppe vergleiche. Ich halte es aber auch nicht für schlecht und in dem Fall, wenn es jetzt um Migrationswellen zwischen Ost und West geht und daneben der Frage, ob Arbeitsplätze von Tschechen, von Slowaken oder von anderen Völkern dann beispielsweise in Bayern oder in Deutschland genommen würden, quasi weggenommen würden, halte ich es eher für ein psychologisches Problem und weniger für ein wirkliches Problem. Es gibt Zahlen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg - und dies halte ich für sehr interessant, dass mehr Bayern in der Tschechischen Republik arbeiten als umgekehrt Tschechen in Bayern und von daher sieht man ja eigentlich schon, dass es hier anhand reiner Zahlen ganz anders ist als es oft in den Medien oder an Stammtischen diskutiert wird."

Karslbader Begegnungen  (Foto: Martina Schneibergova)
"Sie sind, wie ich hörte, höchstwahrscheinlich der einzige deutsche Europaabgeordnete, der tschechisch spricht. Stimmt das?"

"Myslím, ze ano, ale já mluvím jen trosku spatne cesky..."

...ich glaube schon, aber ich spreche nur ein wenig und schlecht tschechisch, sagte Martin Kastler in eigentlich wirklich sehr gutem Tschechisch. Hat er vielleicht tschechische Wurzeln?

Karslbader Begegnungen  (Foto: Martina Schneibergova)
"Ich habe in dieser Region Wurzeln - hier direkt an der Grenze zu Sachsen, in Weipert (Vejprty), wo von meiner mütterlichen Seite ein Teil der Familie gelebt hat. Von daher kam ich seit meiner Geburt mit Tschechisch in Kontakt. Meine Mutter ist nach dem Krieg hier geboren und hat das Tschechische so zu sagen mit in die Wiege bekommen. Ich leider nicht so direkt, ich habe es erst später gelernt, dann an der Universität in Prag, als ich dort mein Auslandssemester absolviert hatte, und dann anschließend noch in Kursen - in Erlangen, wo mein Studienort war, habe ich mein Fremdsprachenzertifikat gemacht. Ansonsten habe ich Glück, dass meine Frau aus Südmähren kommt, in Prag an der Schule war, und wir dann über die Ackermann-Gemeinde zueinander fanden und in Prag geheiratet haben und jetzt natürlich etwas zweisprachig leben."