NATO-Erweiterung: Tschechien ist bereits unter den "Alten"

Jaap de Hoop Scheffer (Foto: CTK)

Die Tschechische Republik ist bereits im Jahr 1999 der NATO beigetreten. Am Montag folgten ihr nun sieben weitere neue Mitglieder nach. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Gerald Schubert:

Jaap de Hoop Scheffer  (Foto: CTK)
"Der letzte noch überlebende Rest des Eisernen Vorhanges, nämlich die seltsame psychologische Wand, die die alten Demokratien noch von den postkommunistischen trennte, bricht nun endlich nieder", so Vaclav Havel im November 2002 auf dem Prager NATO-Gipfel. Es war eine der letzten Wochen Havels im Amt des tschechischen Präsidenten. Wenige Minuten zuvor hatte der der damalige NATO-Generalsekretär George Robertson die angepeilte Aufnahme von sieben neuen Ländern verkündet: Die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Bulgarien und die drei baltischen Staaten, Estland Lettland und Litauen sollten alsbald der Nordatlantischen Verteidigungsallianz beitreten. "Liebe Freunde, ich gratuliere euch und heiße euch unter uns willkommen", sagte Havel auf jenem Gipfel, der damals oft als der krönende Schlusspunkt seiner mehr als dreizehnjährigen Amtszeit bezeichnet worden war.

Am Montag war es nun so weit: Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Washington wurden die sieben Länder formell in die NATO aufgenommen, die Allianz hat nun 26 Mitglieder. Vor fünf Jahren waren mit Tschechien, Ungarn und Polen drei Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts der NATO beigetreten. Diesmal sind es mit den baltischen Ländern gar drei ehemalige Sowjetrepubliken. Keinesfalls aber dürfe sich das heutige Russland von dieser neuen Erweiterungswelle bedroht fühlen, meint Madeleine Albright, die ehemalige US-Außenministerin tschechischer Herkunft:

"Wichtig ist - und das hat auch Präsident Bush gesagt: Wir müssen gemeinsam mit Russland daran arbeiten, dass die Russen das nicht als etwas ansehen, was gegen sie gerichtet ist. Auch wir haben den Russen immer gesagt: Das ist nichts gegen euch, sondern eine neue Allianz von Staaten, die an die Demokratie glaubt und gemeinsame Werte teilt. Und so sollte das in Russland auch wirklich gesehen werden."

Algirdas Brazauskas,  litauischer Premierminister,  und Mikulas Dzurinda,  slowakischer Premierminister  (Foto: CTK)
Mit dem NATO-Beitritt der Slowakei sind nun auch die ehemals sogar in einem gemeinsamen Staat vereinten Tschechen und Slowaken wieder Mitglieder ein und desselben Verteidigungsbündnisses. Das wird auch der bereits zuvor ins Auge gefassten militärischen Zusammenarbeit einen neuen Rahmen geben. Mikulas Dzurinda, slowakischer Premierminister, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Colin Powell und Mikulas Dzurinda  (Foto: CTK)
"Nach wie vor aktuell ist das Projekt 'Blauer Himmel'. Das heißt eine gemeinsame Nutzung unserer Luftstreitkräfte im Rahmen gemeinsamer Einsätze sowohl über der Tschechischen als auch über der Slowakischen Republik."

Die Vielzahl der Mitglieder macht freilich das Funktionieren der NATO-Strukturen komplizierter. Eine Schwächung der NATO ist darin jedoch nicht zu sehen, meint der tschechische Politologe Jan Bures:

"Ich glaube, das muss nicht unbedingt eine Einschränkung der Handlungsfähigkeit der NATO in Krisensituationen bedeuten. Denn es zeigt sich, dass die Mehrzahl der neuen Mitglieder stark an der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten orientiert ist."

Mehr zum Thema Tschechien und die NATO-Erweiterung können Sie am Sonntag in unserem Magazin Schauplatz hören.