Prager Beratungsstelle für Flüchtlinge

Flüchtlinge aus Tschetschenien (Foto: CTK)

Rund 1500 Menschen stehen gegenwärtig unter dem Schutz der Tschechischen Republik. Sie gewährt ihnen Asyl. Zu wenig, meinen die Mitarbeiter der "Poradna pro uprchliky", der Beratungsstelle für Flüchtlinge in Prag. Daniel Satra berichtet.

Flüchtlinge aus Tschetschenien  (Foto: CTK)
Die Beratungsstelle für Flüchtlinge ist eine NGO, eine Nicht-Regierungsorganisation. Seit knapp zwölf Jahren beraten drei Juristen Menschen, die in Tschechien Asyl suchen. Fünf weitere Mitarbeiter kümmern sich in Sprechzeiten und auf Besuchen um die psycho-sozialen Belange der Asylsuchenden. Die meisten dieser kommen aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Bela Hejná, seit fünf Jahren Juristin bei den Prager Flüchtlingshelfern, erklärt das Konzept:

"Unsere Beratungen sind kostenfrei. Klienten können uns in unserem Prager Büro kontaktieren. Wir fahren zudem regelmäßig raus in die Aufenthaltszentren, in denen Asylantragsteller untergebracht sind, und auch zu Sicherheitseinrichtungen, in denen Ausländer festsitzen, die ohne legalen Aufenthaltsstatus von der Fremdenpolizei festgenommen worden sind."

Zehn so genannte Aufenthalts- und drei Integrationszentren gibt es für Asylsuchende in Tschechien. Dazu kommen zwei Auffangzentren, eines am Prager Flughafen und eines nahe der Grenze zur Slowakei. Jeder der acht angestellten und neun freiwilligen Helfer spricht mindestens zwei Fremdsprachen, in der Regel Russisch und Englisch. Aber auch französisch-, deutsch-, portugiesisch-, arabisch- und sogar georgischsprachige Ausländer finden hier Hilfe. Einzig Chinesisch und Vietnamesisch fehlen im Beratungsalltag, hier helfen befreundete Organisationen aus, sagt Hejná. Die Beratungsstelle finanziert sich vorwiegend aus öffentlichen oder europäischen Zuschüssen.

Wenn ein Asylantrag abgelehnt wurde, kann ein Antragsteller bei einem tschechischen Kreisgericht dagegen klagen. Dabei helfen die Asylberater, falls, so Bela Hejná, das Innenministerium nach Einschätzung der Beratungsstelle mit seiner Ablehnung falsch lag. Und das Ministerium liegt oft falsch, meint die engagierte Juristin.

Die Sozialarbeiter im Team kommen vor allem bei Wohn- und Gesundheitsfragen ins Spiel. Menschen, die auf eine Asyl-Bewilligung warten, können auch privat wohnen. Bei der Miete kann die Beratungsstelle nicht helfen, erklärt Bela Hejná, dafür an anderer Stelle:

"Das heißt, dass wir Altkleiderspenden oder alte Wohnungseinrichtungen von Spendern an einzelne Klienten verteilen."

Nicht allein Asylantragsteller finden in der Prager Beratungsstelle Unterstützung, betont die Mitarbeiterin: Jeder Ausländer, egal mit welchen Aufenthaltsstatus kann sich an sie wenden. Darin sieht Hejná den Hauptunterschied zu anderen Flüchtlingshilfeorganisationen in der Tschechischen Republik:

"Unser Grundsatz ist, dass jeder Mensch das Recht hat Informationen zu erhalten. Selbst wenn also ein Antragsteller keine Gründe hat Asyl zu erlangen, ist es dennoch unsere Aufgabe ihm Informationen darüber anzubieten, welche anderen Möglichkeiten es gibt ein Visum zu beantragen."

Denn die restriktive tschechische Asylpolitik, die weniger als 2 Prozent aller Anträge auf Asyl bewilligt, schließe zum Beispiel Bürger Tschetscheniens aus, obwohl die Situation dort alles andere als menschenwürdig sei, sagt Bela Hejná.