As ist schon Europa

Einen Monat vor dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik laden wir sie in die westböhmische Grenzstadt As/Asch ein, um ein wenig von der Stimmung vor dem großen Ereignis mitzubekommen. Dagmar Keberlova hat das Wort.

Die im westlichsten Zipfel Tschechiens gelegene Stadt As wird am 1. Mai endlich auf der offiziellen politischen Karte Europas dort sein, wo sie seit langem ist: in Europa. As ist unter anderem Mitglied der tschechisch-bayerisch-sächsischen Mikroregion "Freunde mitten in Europa". Freuen Sie sich darauf? Welche Erwartungen haben Sie? Was wird sich verändern? Dazu der Bürgermeister der Stadt Dalibor Blazek:

"Ich bin ein bisschen skeptisch, was Veränderungen beispielsweise für uns, für As, betrifft. Denn wir sind schon heute in der Europäischen Union. Wir arbeiten sehr eng mit unseren bayerischen und sächsischen Freunden zusammen. Daran wird sich bei uns also gar nichts ändern. Es wird sich nicht einmal etwas an der Grenze ändern. Die Schlangen werden wir haben, solange Tschechien kein Mitglied des Schengener Abkommens sein wird. Im Jahre 1990, als die Grenzen geöffnet wurden, hatten wir uns davon für unsere Stadt viel erwartet. Sie war 50 Jahre im Grenzgebiet und eine "dichte Grenze des Sozialismus und Friedens". Der Sozialismus hat sie fast zugrunde gerichtet. Diese Erwartung, dass wir endlich ein Bestandteil Europas sein werden, wenn auch nicht auf dem Papier, wurde damals nicht erfüllt. Daher bin ich, was Erwartungen betrifft, schon vorsichtig."

Die Frage bleibt, wie sich der Beitritt auf das Arbeitsangebot auswirken wird, meint Bürgermeister Blazek. Die deutschen Kollegen fürchten ein wenig, dass sich die Nachfrage nach gewissen Arbeiten nach Tschechien verlagern wird. Und die Tschechen wiederum, dass die Arbeitskraft hierzulande teurer wird und daher diese Arbeiten weiter in den Osten umsiedeln werden. Das könne er aber schwer einschätzen. Positiv werde bestimmt sein, so Blazek, dass sie aus den strukturellen EU-Fonds werden schöpfen können. Und gefeiert wird am 1. Mai auf jeden Fall:

"Die Feiern organisiert jede Stadt für sich alleine. Also unsere Stadt hat für den 30. April ein Kulturhappening vorbereitet. Es wird dort auch ein Bierzelt geben, die Musik sollte zum Tanzen mindestens bis Mitternacht spielen. Zu Mitternacht gibt es dann ein kleines Feuerwerk. Am 1. Mai, Tag der tatsächlichen Erweiterung, werden sich dann die 16 Bürgermeister aller Städte von "Freunde mitten in Europa" offiziell an der Grenze bei Nove Domy treffen, wo ein Denkmal enthüllt wird. Am Abend werden dann im Rosenthaltheater in Selb unter Schirmherrschaft der Bayerischen Regierung die Feiern ihren Höhepunkt erreichen."