Landwirtschaft: Budweiser Agrarmesse gibt Anlass zur Bestandsaufnahme

Zeme zivitelka (Foto: Lenka Zizkova)

Das Messegelände im südböhmischen Ceské Budejovice / Budweis gehört seit vergangenem Donnerstag knapp 500 Ausstellern aus dem Bereich der Landwirtschaft. "Zeme zivitelka", zu Deutsch etwa "Ernährerin Erde" - so heißt die internationale Agrarmesse, die dort noch bis zum 1. September über die Bühne geht. In den letzten Tagen diente die Ausstellung auch als Rahmen für offizielle Ernteprognosen und nicht zuletzt für politische Absichtserklärungen. Mehr von Gerald Schubert:

Zeme zivitelka  (Foto: Lenka Zizkova)
Nicht jede Messe kann bei ihrer Eröffnung auf solch hochrangige Redner verweisen: Sowohl Landwirtschaftsminister Jaroslav Palas als auch Premierminister Stanislav Gross waren am ersten Tag der Budweiser Agrarmesse namens "Zeme zivitelka" dabei. Sie verliehen damit vor allem der Bedeutung der Landwirtschaft im europäischen Kontext Ausdruck. Denn immerhin, so werden Agrarfunktionäre und Politiker nicht müde zu betonen, fließt etwa die Hälfte des EU-Budgets in diesen Bereich. Entsprechend hoch ist daher die öffentliche Aufmerksamkeit, wenn es um die Verwaltung der Brüsseler Gelder geht.

Das erste Jahr der EU-Mitgliedschaft Tschechiens wird jedenfalls durch eine erfreuliche Erntebilanz begünstigt. Nach dem Hochwassersommer 2002 und der Dürre des Jahres 2003 wird nun eine besonders gute Ernte erwartet: Etwa acht Millionen Tonnen Getreide, ein Drittel mehr als im Vorjahr, sollen insgesamt eingefahren werden, so Landwirtschaftsminister Jaroslav Palas auf der Agrarmesse in Budweis:

Für eine genaue Analyse der Auswirkungen des EU-Beitritts auf seinen Ressortbereich sei es noch zu früh, so der Minister. Bestimmte Ängste, wie etwa eine Verteuerung von Ackerboden aufgrund ausländischer Nachfrage, hätten sich bislang aber nicht bestätigt.

Was den Staatshaushalt 2005 betrifft, so stellte Palas dem Finanzminister bereits die Rute ins Fenster: Die Direktzahlungen für tschechische Bauern müssten nächstes Jahr mindestens 53 Prozent jener Summe betragen, die die Bauern aus alten EU-Staaten erhalten. 30 Prozent werden, so viel steht fest, aus Brüssel kommen. Die tschechische Regierung dürfte, wie es in den Beitrittsgesprächen in Kopenhagen ausgehandelt wurde, nochmals 30 Prozent zuschießen. Macht insgesamt also 60 Prozent. Dass Palas bereits im Vorfeld nicht übers Ziel schießen und sich mit den genannten 53 Prozent zufrieden geben will, könnte noch zu Konflikten führen. Denn der Vorsitzende der Assoziation privater Landwirte hat umgehend die volle Ausschöpfung der Quote verlangt. Und Premier Stanislav Gross beließ es bei der Messe in Budweis lieber bei allgemeinen Versprechungen: Tschechien werde sich bemühen, die heimische Landwirtschaft in der EU so gut es geht zu unterstützen, so der frischgebackene Regierungschef.