Zum zwölften Mal autofreier Tag in Tschechien

In dem heutigen "Schauplatz" geht Robert Schuster in den folgenden Minuten auf den europaweiten autofreien Tag ein, der vergangenen Donnerstag in 25 tschechischen Städten abgehalten wurde.

Vergangenen Donnerstag wurde in knapp 1000 Städten der Europäischen Union ein so genannter autofreier Tag begangen. Was von Seiten der Europäischen Kommission erstmals vor fünf Jahren auch offiziell unterstützt wurde, fand in Tschechien selbst in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal statt. Hierzulande beteiligten sich am autofreien Tag heuer insgesamt 25 Kommunen und entschlossen sich für einen ganzen Tag lang zumindest einen Teil ihrer Innenstädte für den Autoverkehr zu sperren. In einer Reihe verschiedener Veranstaltungen wurde versucht Alternativen zu zeigen, wie man in großen urbanen Zentren auch ohne Auto unterwegs sein kann.

Die meisten der besagten Veranstaltungen hatten den Charakter von Happenings, wo oft auf spielerische Art auch die interessierte Öffentlichkeit mit einbezogen wurde. Ganz bewusst wurden sie auch an Stellen abgehalten, wo ansonsten Autos an Straßenrändern parken, oder sich an Kreuzungen stauen, um in erster Linie den Bewohnern und unmittelbaren Anrainern zu zeigen, wie es ohne die vielen Autos in den Innenstädten aussehen könnte.

Obwohl die tschechische Hauptstadt Prag etwa im Vergleich zu anderen großen Städten Tschechiens vergangenen Donnerstag offiziell nicht zu jenen Kommunen gehörte, die sich der Initiative für einem autofreien Tag anschlossen, wurde dennoch auch im Stadtzentrum Prags den ganzen Nachmittag über versucht das Thema autofreie Innenstadt zu thematisieren und die Passanten, die interessiert beim einen oder anderen Info-Stand stehen blieben, für diese Idee zu gewinnen.

Foto: Jana Sustova
Wie im ganzen Land, wurde auch in Prag das Happening von verschiedenen Bürgerinitiativen veranstaltet, angeführt von der Vereinigung AutoMat. Zu seinen Erfahrungen mit der Durchführung solcher Veranstaltungen in der tschechischen Hauptstadt meint der Sprecher von AutoMat Jan Bouchal:

"In so großen Städten, wie in Prag, sind natürlich vergleichbare Veranstaltungen nicht leicht durchzuführen. Nur durch Prag fahren rein statistisch gesehen im Durchschnitt täglich 700 000 Autos, das heißt selbst wenn 50 000 Menschen, was im Verhältnis dazu eine sehr große Zahl wäre, ihre Autos zu Hause lassen würden, würde man das gar nicht merken. Das bedeutet also, dass in großen Städten, wenn solche Aktionen überhaupt Erfolg haben sollen, unbedingt die örtlichen Stadtverwaltungen mitmachen müssen und an den besagten Tagen eben Teile des Stadtzentrums für den Autoverkehr generell sperren müssen. Prag hat in diesem Jahr erstmals mitgemacht, wenn auch der autofreie Tag etwas früher angesetzt wurde, als der europaweite Aktionstag, aber es ist immerhin ein positiver Fortschritt, weil bis dahin so etwas strikt abgelehnt wurde."

Eines der größten Probleme, mit denen die Veranstalter solcher Aktionstage zu Umweltthemen oft konfrontiert werden, ist das Misstrauen mancher Bürger, die hinter Vorschlägen den Autoverkehr in den Städten reduzieren zu wollen, generell einen potentiellen Anschlag auf alle Autofahrer vermuten und die Bürgerinitiativen fälschlicherweise oft mit radikalen Umweltgruppen verwechseln. Dazu meint der Sprecher der Vereinigung AutoMat Jan Bouchal:

"AutoMat ist eine informelle Vereinigung mehrerer Prager, die aus verschiedenen Bereichen kommen. Deren Ziel ist es aber nicht den Autoverkehr in der Innenstadt zu verbieten, oder irgendjemanden zu attackieren. Der Hauptbeweggrund bei der Gründung des Vereins war, dass die Autos immer stärker das Leben in einer Großstadt wie Prag beeinflussen und bestimmen. Es geht darum an die Menschen zu appellieren, ihre Autos so wenig wie möglich zu nutzen. Die zweite Stoßrichtung der Vereinigung AutoMat ist alle anderen Formen von Mobilität, die in einem urbanen Umfeld als möglich erscheinen zu unterstützen, wie den öffentlichen Personenverkehr, Radfahrer oder Fußgänger und dabei zu helfen, dass diese Formen weitaus stärker unterstützt werden."

Die Initiatoren des autofreien Tages, sowie anderer vergleichbarer Veranstaltungen versuchen auch regelmäßig Prominente als aktive Unterstützer oder zumindest als Schirmherren zu gewinnen. Im Vorfeld des diesjährigen autofreien Tages versprachen gleich drei Minister darauf zu verzichten mit den Dienstautos in ihre Büros zu fahren und stattdessen zum Fahrrad zu greifen: Außenminister Cyril Svoboda, Verkehrsminister Milan Simonovsky und auch Umweltminister Libor Ambrozek. Ambrozek nahm auch an dem von AutoMat veranstalteten Happening teil. Radio Prag fragte ihn dort, wie viele Regierungsmitglieder tatsächlich vergangenen Donnerstag auf dem Drahtesel ins Büro fuhren:

"Ich muss sagen, dass zu meiner großen Überraschung alle drei Minister wirklich auf Fahrrädern in ihre Ministerien unterwegs waren, dass heißt sowohl die Kollegen Svoboda, wie auch Simonovsky, wobei ich über die Teilnahme des letzteren deshalb erfreut bin, weil er Verkehrsminister ist. Zu erwähnen ist aber auch ein weiterer Regierungskollege, Minister Mlynar, der wenigstens mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro fuhr."

Wie schätzen aber Aktivisten von Bürgerinitiativen wie AutoMat generell das Engagement der politisch Verantwortlichen ein? Besteht nicht die Gefahr, dass die Deklarationen der Politiker nur Lippenbekenntnisse bleiben und Fotos von radelnden Politiker eigentlich in erster Linie deren eigener Publicity dienen? Dazu meint Jan Bouchal:

"Ich denke, dass nicht jeder Politiker sich dabei fotografieren lässt, wenn er auf dem Fahrrad durch Prag fährt und man sollte das nicht immer gleich als Show und Mittel zur Eigenvermarktung sehen. Es ist jedenfalls ein Signal, wenn politische Vertreter des Staates bereit sind einen Tag auf ihren Dienstwagen zu verzichten und sich in den Sattel eines Fahrrads zu begeben. Stellen Sie sich aber vor, wenn es anders sein würde, wenn also kein Minister auf den autofreien Tag eingehen und das einfach ignorieren würde. Es ist gut, wenn Politiker den Verkehr auch aus einer anderen Perspektive mitbekommen, als Radfahrer oder Fußgänger, denen oft an Stellen, wo die Radwege oder Gehsteige sich mit einer Straße kreuzen, von den Autofahrern keine Vorfahrt gewährt wird. Mit Fußgängern und Radfahren muss gerechnet werden, denn sie sind im Verkehr stets die schwächeren und deshalb müssen sie den Vorzug haben."

In der Vergangenheit gab es in Fragen der Präferenz und der Unterstützung einzelner Mobilitätsformen oft Konflikte insbesondere zwischen dem Verkehrs- und dem Umweltministerium. Während das Verkehrsministerium lange Zeit alle zur Verfügung stehenden Mittel in den Ausbau des Autobahn- oder Schienennetzes investieren wollte, schienen die Radfahrer keine starke Lobby zu haben und konnten sich nur auf die Fürsprache des Umweltressorts stützen. Doch auch hier scheint sich in der Zwischenzeit einiges zum Besseren gewendet zu haben.

Hören Sie dazu abschließend noch einmal den tschechischen Umweltminister Libor Ambrozek:

"Ich muss sagen, dass sich das in den letzten Monaten gebessert hat. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Ausarbeitung eines nationalen Aktionsplans zur Weiterentwicklung des Radverkehrs, der lange auf Eis lag. Wir haben aber dann diese Vorlage erneut aufgegriffen und die Regierung hat diesen Aktionsplan mittlerweile beschlossen. Es zeigt sich also, dass man hier, wenn man zusammenarbeitet viel erreichen kann."