Kašpar: Tschechien will per Gesetz Niedrigemissionszonen einführen

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Mit der Aktion „Tag ohne Autos“ ging am Dienstag ein weiteres Mal die „Europäische Woche der Mobilität“ zu Ende. Eine Woche, bei der mit einer Vielzahl von Veranstaltungen für nachhaltige Verkehrskonzepte und „für ein besseres Klima in der Stadt“ geworben wird. Die Tschechische Republik hat an der europaweiten Aktion zum achten Male teilgenommen. Ist das Umweltbewusstsein dadurch hierzulande gestiegen?

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In diesem Jahr haben sich 85 Städte in Tschechien an der Europäischen Mobilitätswoche beteiligt. Das war die fünfthöchste Anzahl in ganz Europa und zeige, wie groß das Interesse der hiesigen Kommunen an der Propagierung von Umweltthemen sei, sagt Jakub Kašpar, der Sprecher des Umweltministeriums in Prag. Eine Veranstaltung hob Kašpar besonders hervor:

„Ganz klar zu den erfolgreichsten Aktionen in diesem Jahr gehört die Prager Radtour, an der Medienberichten zufolge 4000 bis 5000 Radfahrer, Inline-Skater und weitere Leute, die sich gern bewegen, teilgenommen haben. Das ist ein neuer Rekord für diese Veranstaltung. Die Prager Radtour hat sich damit würdig zu den vergleichbaren Radtouren in der Welt gesellt.“

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Im gleichen Atemzug räumt Kašpar ein, dass alle Aktionen, die jedes Jahr im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche stattfinden, in erster Linie einen symbolischen Charakter haben. Auch das sei aber nicht zu unterschätzen:

„Die Woche der Mobilität hat eine wichtige Erkenntnis gebracht: Seitdem die Tschechische Republik teilnimmt, wird nämlich auch hierzulande sehr seriös darüber diskutiert, welche negativen Begleiterscheinungen der hohe Autoverkehr in den Städten hat.“

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Kašpar verweist darauf, dass sich seitdem vor allem die Medien diesem Thema verstärkt angenommen hätten. In vielen Städten und Gemeinden finden nun auch häufiger Foren und Seminare zu dieser Problematik statt. Zu positiven Veränderungen kommt es freilich hierzulande nur Schritt für Schritt, zumal zu Zeiten der kommunistischen Diktatur 40 Jahre lang so gut wie nichts für den Umweltschutz getan wurde. Man habe also noch Nachholbedarf, könne andererseits aber schon erste Verbesserungen vorweisen, so Kašpar:

„Die Prager können zum Beispiel feststellen, dass in den letzten Jahren die Zahl der separaten Fahrspuren zugenommen hat, die zu bestimmten Zeiten nur Bussen, Taxis oder Radfahrern vorbehalten sind. Gestiegen ist ebenso die Zahl der Übergänge für Radfahrer an Ampelkreuzungen und der Radwege rings um Prag.“

In anderen Städten wie Pardubice, Hradec Králové / Königgrätz, Kroměříž / Kremsier oder České Budějovice / Budweis sei das Fahrrad inzwischen wieder ein sehr häufig genutztes Transportsmittel im Stadtverkehr, ergänzt Kašpar. Nichtsdestotrotz, alle alternativen Arten der Fortbewegung sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn das Grundübel – die hohen Abgase der Fahrzeuge im Ortsverkehr – nicht endlich eingedämmt werden. Aber auch dafür strebe man bereits eine Lösung an, sagt Kašpar:

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„Dazu soll zum Beispiel ein neuer Gesetzesvorschlag des Umweltministeriums beitragen, den wir vergangene Woche im Parlament eingereicht haben. Es ist das Gesetz zum Schutz der Atmosphäre. Dies enthält unter anderem die Einführung von so genannten Niedrigemissionszonen, wie man sie in Deutschland schon in 33 Städten vorfindet. Wir schlagen vor, dass in Tschechien ein ähnliches System eingeführt wird, bei dem Autos anhand ihrer Emissionswerte eine entsprechende Umweltplakette erhalten. Wir streben an, dass diese Umweltplakette auch in Deutschland und die deutsche Plakette auch bei uns anerkannt werden.“

Im Umweltministerium hofft man nun, dass der Gesetzvorschlag das Parlament möglichst schnell passiert.