Patrik: "Tag ohne Auto" müssen auch radikale Fahreinschränkungen folgen

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Zum bereits 14. Male wird in Tschechien den "Tag ohne Autos" durchgeführt. An dieser Aktion, die motorisierte Mitbürger dazu anregen soll, den Weg in die Stadt viel öfter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als mit den eigenen Autos zu absolvieren, haben sich an diesem Freitag 105 Städte und Gemeinden im Land beteiligt. Lothar Martin hat mit dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative "Deti zeme" und Koordinator des "autofreien Tages", Miroslav Patrik, über die Anfänge und Hintergründe der Aktion gesprochen.

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Nur zwei Jahre nach der "Samtenen Revolution" sei man im Herbst 1991 von der holländischen Jugendorganisation EYFA angesprochen worden, ob sich nicht auch Tschechien und andere ehemalige Ostblockländer an einer Aktion beteiligen würden, die sich zum Ziel gesetzt hat, den lästigen und umweltschädlichen Autoverkehr aus den pulsierenden Innenstädten zu vertreiben. Seine Organisation "Deti zeme" (dt.: Kinder der Erde), die sich mit Verkehrsproblemen befasst, habe diese Initiative sofort unterstützt, sagte Miroslav Patrik, doch in den Anfangsjahren noch mit untauglichen Mitteln:

"Wir sind in den ersten fünf sechs Jahren etwas zu radikal an die Sache herangegangen, indem wir zu Barrikaden auf überlasteten Straßen oder zu Demonstrationen gegen den Autoverkehr aufgerufen haben. Seit 1999 aber verfolgen wir das Prinzip, mit Vertretern von Städten und Gemeinden zu kommunizieren und sie für aufklärende Aktionen wie den ´Tag ohne Autos´ zu gewinnen. Einige Städte haben sich diesem Gedanken auch wirklich verschrieben und führen neben dem autofreien Tag noch weitere Aktionen zur Unterstützung des Verkehrs mit öffentlichen Transportmitteln und mit dem Fahrrad durch. Aber es gibt auch Großstädte wie zum Beispiel Brno / Brünn, wo die Stadtvertreter einfach erklären: Ja, wir werden dazu einen Vortrag halten, ein paar Zeitungsartikel veröffentlichen, aber mehr kann man nicht tun."

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Damit liege Brünn also ganz und gar nicht im Trend, sondern "im Gegensatz zu Städten wie Ostrava / Ostrau, Hradec Kralove / Königgrätz, Olomouc / Olmütz und in diesem Jahr selbst zu Prag. Die Hauptstadt hat nämlich diesmal gleich für zwei Tage einige Innenstadtteile für die Durchführung der Aktion sperren lassen, und ich denke, alle haben es akzeptiert, und auch die Autofahrer hatten damit keine Probleme."

Trotz der medialen und öffentlichen Aufmerksamkeit, die der "Tag ohne Autos" mittlerweile auch in Tschechien genießt, die Umsetzung von der Aufklärung bis hin zu effektiven Maßnahmen für einen beruhigten Innenstadtverkehr dauert immer noch zu lange, findet Miroslav Patrik:

"Was die radikalen Einschränkungen des Autoverkehrs betrifft, da sehe ich noch Reserven. So müssten das Parkplatzangebot in den Innenstädten noch viel mehr reduziert oder aber die Parkplatzgebühr wesentlich erhöht werden, damit weit weniger Autos dorthin fahren."

Die Stadtvertreter in Tschechien werden also diesbezüglich auch in Zukunft an ihren Taten, und nicht an der bunten Gestaltung des "Tags ohne Autos" gemessen.