Czech, the Market - Tschechische Kunst präsentiert sich im Rahmen des KULTURJAHRES der ZEHN

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Schon seit Mai diesen Jahres läuft in Berlin das Projekt KULTURJAHR der ZEHN, das noch bis Mai 2005 andauern wird. Mit über 50 Veranstaltungen will die aus Ungarn stammende Initiatorin, Zsuzsa Breier, mit der Unterstützung von bundesdeutscher Ebene die vielfältige, kulturelle Landschaft der zehn neuen Mitgliedsstaaten der EU vorstellen. Mehr erfahren sie von unserer freien Mitarbeiterin Karin Rolle.

"Erweiterung ist gut für den Horizont!" Unter diesem Motto stellen sich derzeit die zehn neuen Mitgliedsländer der Europäischen Union mit ihrem vielfältigen kulturellen Schaffen in Berlin vor. Eine der zahlreichen Veranstaltungen aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Theater, Film und Musik ist ein Galerierundgang, der Anfang September eröffnet wurde. Zehn Galerien sollen einen umfassenden Einblick in die Kunstszene der neuen EU-Länder bieten und die Grundlage für ein erweitertes Netzwerk an Galerien in Europa schaffen. In diesem Rahmen sind derzeit zwölf tschechische Künstler unter dem Titel Czech, The Market, also Tschechien, der Markt, in Berlin zu sehen. Ondrej Brody, der Kurator der Ausstellung, beschreibt, welches Konzept ihm bei der Auswahl der tschechischen Künstler zu Grunde lag:

"Es geht darum, den tschechischen Kunstmarkt vorzustellen, oder besser gesagt verschiedene Repräsentanten dieses Marktes, der noch nicht so bekannt ist. Es gibt in Tschechien eine Reihe von Menschen, die eine qualitativ hochwertige Kunst schaffen, allerdings im internationalen Kontext noch nicht bekannt sind. Deshalb haben wir eine Auswahl an zwölf Künstlern aus dem tschechischen Kontext getroffen und sie nach Berlin exportiert, d.h. auf den Berliner Markt. Das ist die Stadt mit den meisten Galerien der ganzen Welt, die sich auf dem Markt behaupten."

In Tschechien, wie auch in anderen neuen EU-Ländern, hat sich zum Teil noch kein Markt für Kunst gebildet, oder Markt und Kunst wurden bisher nicht zusammengedacht. Die Zeiten sind vorbei, da man der Kunst einen subversiven Freiraum zugestand und sie als Opposition zu etablierten Strukturen wahrnahm. Die Kunst ist im Kapitalismus angekommen und muss sich auf dem globalen Markt mit globalen Themen behaupten, wie es Ondrej Brody beschreibt:

"Der lokale Kontext der tschechischen Kunst ist nicht so auffällig. Denn die heutigen Künstler beeinflussen sich gegenseitig im höchsten Maße. Man hat Zugang zu allen Publikationen, man reist. Die globalen Probleme sind überall gleich bzw. die Fragen, mit denen sich Künstler beschäftigen. Das heißt, es gibt kein Kriterium, mit dessen Hilfe man sagen könnte, das ist typisch Tschechisch. Die Kunst ist sehr spielerisch, zum Teil werden politische Themen angesprochen. Die Inhalte sind überall auf der Welt ähnlich. Unterschiede und Vergleiche mit unseren westlichen Nachbarn können nur die Qualität betreffen."

Die Ausstellung zeigt, dass sich die tschechische Kunst schon deutlich den neuen Bedingungen der Kunstszene angepasst hat. Sie steht mit ihren Themen und ihrer formalen Gestaltung in nichts den deutschen oder europäischen Diskussionen nach, wie es die Schirmherrin der tschechischen Seite und Leiterin des Tschechischen Zentrums in Berlin, Blanka Mouralová, zusammenfasst:

"Mir liegt daran, dass wir durch die tschechische Beteiligung an diesem Projekt auch zeigen, dass wir den Deutschen eigentlich nicht so fremd sind, dass wir kulturell viel näher stehen, als man sich vorstellt. Die Idee ist, dass wir etwas Interessantes beitragen können, aber dann meistens zu Themen, die sowieso europäisch sind oder weltweit präsent sind. Also, dass es keine Kultur aus einem fremden Land ist."

Die Ausstellung ist bis Ende Oktober zu sehen. Die Namen der Künstler können über die Internetseite der Galerie Kai Hilgemann www.kaihilgemann.com abgerufen werden.