Drittes Festival Tschechischer Kunst und Kultur in Berlin
Untraditionelles zur Tradition werden lassen möchte das Festival Tschechischer Kunst und Kultur in Berlin, das derzeit bereits zum dritten Mal stattfindet. Mit einem breitgespannten Programm soll zugleich gezeigt werden, dass es ein Tschechien jenseits der deutschen Bier-und-Knödel-Klischees gibt. Thomas Kirschner stellt das Festival vor.
Avantgardistisch und experimentierfreudig, schrill und provokant, so will sich das Festival tschechischer Kunst und Kultur in Berlin präsentieren. In über 30 Veranstaltungen können die Besucher einen Eindruck vom Stand der tschechischen Kunstszene bekommen, und zwar in nahezu allen Gattungen. Das Programm reicht von Musik- und Theateraufführungen über Ausstellungen bis hin zu Videoprojekten. Gerade der Einfluss der neuen Medien ist ein spezielles Thema des Festivals. Dusan Robert Parisek, in Deutschland lebender ehemaliger Exiltscheche und künstlerischer Leiter des Festivals möchte damit die Tschechische Republik von einer Seite vorstellen, die deutsche Besucher auf touristischen Ausflügen nicht kennen lernen.
"Die Sachen, von denen wir eigentlich möchten, dass der Nachbar sie richtig versteht oder begreift - oder manchmal auch akzeptiert - die bleiben dann auf der Strecke. Und das, was hier vonstatten geht, ist tatsächlich ... ich mag nicht eine solche Terminologie, aber: es ist ein Versuch, in einem breiten Spektrum viele Steine für ein Mosaik zusammenzustellen, damit der Nachbar wirklich die Möglichkeit hat, sich nicht nur zu informieren, sondern auch darüber zu diskutieren, und vor allem Sachen zu beäugen und zu sehen und ihnen zu begegnen, denen man, wenn man als Tourist nach Prag, Brünn oder Böhmisch Krumau fährt, nicht begegnet."
So bietet das Festival oft ungewöhnliche Zugänge und moderne Tendenzen. Statt die Klassiker Dvorak und Smetana abermals aufzuführen, wird unter anderem der junge Brünner Musiker und Komponist Milos Stedron junior die neuen Entwicklungen der tschechischen Musik repräsentieren. Aber auch gegenüber der Populärkultur, etwa in Gestalt einer historischen Fechtgruppe, hat man keine Berührungsängste. Die Leitlinien sind Qualität und Innovation."Wenn Sie das besondere nehmen, was die Böhmen und die Mährer wirklich nicht nur anders, sondern besser können als die Nachbarn, ob das jetzt Polen, Österreicher oder Deutsche sind, dann ist man, glaube ich, immer gut beraten. Und glauben Sie mir, es gibt viele exzellente Sachen in der Tschechischen Republik, Strömungen, Begegnungen, die mir das gezeigt haben. Es gibt viel Innovatives, viel Frisches und manchmal auch Freches, und das will ich hier präsentieren."
Deutsche und tschechische Künstler treffen bei dem Festival aufeinander und arbeiten gemeinsam. Sieht der Festivalleiter Dusan Parisek darin ein Vorbild für die deutsch-tschechischen Beziehungen im Allgemeinen?
"Das würde ich schon sagen, weil wir miteinander sehr gut auskommen. Da gibt es keine Disharmonie, da gibt es natürlich viele Disputationen, aber im Grunde genommen geht es uns allen immer wieder um das Gleiche: Wir wollen den Spiegel der Zeit stellen und einfach versuchen, auf diese zu reagiere. Und das ist das, wo die Künstler immer noch ein paar Schritte voraus sind."
Das Festival Tschechischer Kunst und Kultur in Berlin dauert noch bis zum 28. November. Nähere Infromationen finden Sie unter www.prag-berlin-festival.de .