Sportwochenende: Tschechische Fußballer, Tennisprofi Novák und deutscher Jockey jubeln
Das zurückliegende Sportwochenende hatte es aus tschechischer Sicht durchaus in sich. Daher wird Lothar Martin im nun folgenden Sportreport noch einmal einen Blick zurück werfen auf die wichtigsten Ergebnisse, die es hierzulande zu registrieren gab.
Nach ihren großen Auftritten bei der Europameisterschaft in Portugal strebt die tschechische Fußball-Nationalmannschaft nun ein neues, nicht minder hohes Ziel an: die Qualifikation zur Weltmeisterschaftsendrunde 2006 in Deutschland. Dafür muss sie sich in der europäischen WM-Qualifikationsgruppe 1 mit solch starken Vertretungen wie den Niederlanden und Rumänien, mit den unbequemen Gegnern Finnland und Mazedonien sowie mit den Außenseitern Andorra und Armenien auseinandersetzen. Wie schwer es ist, im weltweit auf oberstem Niveau betriebenen Fußballsport immer wieder aufs Neue zu bestehen, das bekamen die tschechischen Kicker dann gleich zum Qualifikationsauftakt am 8. September in Amsterdam zu spüren. Dort hatten sie gegen Gastgeber und Mitkonkurrent Niederlande eine 0:2-Niederlage einstecken müssen. Und weil es die Auslosung so ergeben hatte, mussten sie am vergangenen Samstag in Prag auch sofort gegen den zweiten Hauptrivalen um den Gruppensieg, die Vertretung Rumäniens antreten. Die Balkankicker hatten ihre ersten drei Begegnungen gewinnen können, Tschechien hingegen musste die Partie nach der Auftaktpleite in Holland auch noch ohne Europas Fußballer des Jahres, Ex-Kapitän Pavel Nedved bestreiten. Nach seiner im EM-Halbfinale gegen Griechenland erlittenen schweren Knieverletzung wollte er sich im Herbst nur auf die Spiele seines Vereins Juventus Turin konzentrieren. Da er sich aber auch von den für die tschechische Auswahl verantwortlich handelnden Personen einem gewissen Druck ausgesetzt sah und ihm ehemalige Nationalspieler wie auch enttäuschte Fans seine Absage für das Match in Holland übel nahmen, hat Nedved inzwischen seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Alles andere also als rosige Voraussetzungen für das tschechische Team, das die Begegnung mit Rumänien unbedingt gewinnen musste.
Dank einer sehr guten ersten Halbzeit, die durch ein Elfmetertor von Jan Koller gekrönt wurde, ist dies der tschechischen Mannschaft dann auch gelungen. Denn nach einer eher durchschnittlichen zweiten Hälfte, in der man noch einmal in Bedrängnis kam, war es mit dem Schlusspfiff des italienischen Schiedsrichters Rosetti beim Tor von Koller und damit dem 1:0-Sieg für die Gastgeber geblieben. Eine Riesenerleichterung war allseits zu spüren, allen voran beim durch die "Affäre Nedved" gezeichneten Trainer Karel Brückner:
"Ich bin zufrieden, dass die Mannschaft dieses schwierige Spiel gemeistert hat. Es war anstrengend, schwer und kompliziert, aber wesentlich für uns ist, dass wir es gewonnen haben. Ob nun mit 1:0 oder 4:0, das ist nicht wichtig."
Der beim FC Chelsea London in Diensten stehende tschechische Auswahltorwart Petr Cech hat die Partie so gesehen:
"Ich denke, wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Von Anfang an sind wir auf den Gegner draufgegangen, wollten ihm überhaupt keine Möglichkeit zur Entfaltung geben und verhindern, dass er das Spiel kontrollieren und den Ball in den eigenen Reihen halten kann. Ich denke, das ist uns gelungen. Wir hatten auch genügend Chancen und hätten daher unsere Überlegenheit mit weiteren Toren ausdrücken müssen. Doch weil uns das leider nicht gelungen ist, blieb die Partie bis zum Ende eng und offen."
Einer, der die Begegnung hätte früher für die Platzherren entscheiden können, war Stürmer Milan Baros. In Portugal war der Spieler des FC Liverpool mit fünf Treffern noch der Torschützenkönig der EM-Endrunde, doch seitdem scheint er Ladehemmung zu haben. Eine Tatsache, die auch Baros selbst zu denken gibt:
"Bei der Europameisterschaft hätte ich den Ball noch ins Tordreieck getroffen, selbst wenn ich von der Mittellinie aus geschossen hätte. Doch jetzt läuft es leider nicht mehr so bei mir. Um mich wieder zu fangen, muss ich wohl erst wieder ein, zwei Tore erzielen. Dann kommt die Sicherheit und das Selbstvertrauen beim Abschluss bestimmt wieder zurück und die Tore werden wieder fallen."
Zum Glück aber hat gegen Rumänien wenigstens sein Sturmpartner Jan Koller getroffen. Wenn zwar auch nur per Elfmeter, doch mit seinem Treffer beendete Koller eine zuvor 346 Minuten andauernde Torflaute der tschechischen Auswahlkicker. Das "goldene Tor" hat der Schütze so gesehen:
"Ich habe schon vorher gewusst, wohin ich schießen werde. Auch im Training habe ich die Mehrzahl der Elfmeter versenkt. In letzter Zeit läuft es vom Spielerischen ganz gut bei mir, also habe ich auch fest daran geglaubt, den Strafstoß reinzumachen."
Mit dem 1:0-Sieg gegen Rumänien hat sich die tschechische Fußballauswahl also noch rechtzeitig zurückgemeldet und ihre Chancen auf die Teilnahme an der WM-Endrunde 2006 gewahrt.
Wenn am jeweils zweiten Sonntag im Oktober ein Sportereignis in Tschechien vorprogrammiert ist, dann ist es die Große Pardubitzer Steeplechase - eines der schwersten und bestdotierten Hindernisrennen im internationalen Pferderennsport. Auch in diesem Jahr, in dem die Steeplechase zum bereits 114. Male veranstaltet wurde, nahm wieder ein erlesenes Feld an diesem Rennen teil. Doch es scheint immer mehr das Rennen nur eines einzigen Jockeys zu werden, das des deutschen Reiters Peter Gehm. Wie im Vorjahr hatte er auch diesmal die Stute Registana gesattelt, und wie vor zwölf Monaten konnte keiner der Konkurrenten diesen Beiden den Sieg streitig machen. Im Gegenteil: In der Zeit von neun Minuten und knapp 16 Sekunden stellte Gehm mit der achtjährigen Stute einen neuen Streckenrekord für den 6,9 km langen Parcours auf. Mit der Wiederholung seines Vorjahressieges gelang es Gehm nicht nur als erstem Reiter, mit ein- und demselben Pferd das populäre Rennen zweimal hintereinander zu gewinnen, sondern Gehms erneuter Triumph war bereits sein vierter in Folge in Pardubice! Kein Wunder also, dass er das Rennen vor Journalisten noch einmal genüsslich Revue passieren ließ:"Wir lagen schon bis zum Großen Taxis-Graben in einer guten Position. An diesem Hindernis war genügend Platz und Ruhe, und auch danach habe ich es mit Registana etwas ruhiger angehen lassen. Ich habe geschaut, was die anderen (Pferde) so machen, und darauf geachtet, dass Registana immer in solch guter Position liegt, um jedes Hindernis gut sehen zu können. Für uns war es ein sehr gutes Rennen - immer wenn Registana einen Kontrahenten neben sich spürte, hat sie richtig gekämpft, und im Finish war ihr dann niemand mehr gewachsen." Keiner war auch dem tschechischen Tennisspieler Jirí Novák beim ATP-Tennisturnier in Tokio gewachsen. Nachdem Novák im Halbfinale die Nummer drei der Weltrangliste, den Australier Lleyton Hewitt bezwungen hatte, setzte er sich im Finale auch gegen den olympischen Silbermedaillengewinner von Athen, den US-Amerikaner Taylor Dent, in drei Sätzen durch. Mit dem nach einem 5:7, 6:1 und 6:3 feststehenden Endspielsieg konnte Novák seinen nunmehr sechsten Turniergewinn verbuchen. Und wenn es nach ihm ginge, dann sollen dem in diesem Jahr noch weitere folgen:"Also viel ausruhen kann ich mich nicht, denn ich bin schon ausgelost worden für das Turnier in Wien. Nach Wien werde ich noch die Turniere in Madrid, Basel und Paris spielen. Ich hoffe, dass mein lädierter Bauchmuskel mir es noch erlaubt, diese vier Turniere zu spielen, denn ich habe im letzten Monat zu wirklich großer Form gefunden. Ich habe ausgezeichnetes Tennis gespielt und es haben sich endlich auch die ersehnten Ergebnisse eingestellt: Halbfinale in Schanghai, jetzt der Sieg in Tokio. Gern würde ich an diese Erfolge anknüpfen und den einen oder anderen Punkt in der Weltrangliste noch gewinnen, um am Ende der Saison in dieser auf einem bestmöglichen Platz zu stehen."Leider kann Novák sein Vorhaben schon nicht mehr wie gewünscht in die Tat umsetzen, denn eine Rippenverletzung zwang ihn dazu, das derzeit gerade laufende Turnier in Wien abzusagen. Und wir müssen uns an dieser Stelle leider auch bereits schon wieder verabschieden, weshalb wir über das mitreißende Geschehen in der tschechischen Eishockey-Extraliga in einem späteren Sportreport berichten werden. Also dann, hören Sie in 14 Tagen doch wieder herein!