Senatspräsident Petr Pithart mit hohem österreichischen Orden geehrt

Petr Pithart (Foto: CTK)

Der tschechische Senatspräsident Petr Pithart ist am Donnerstag mit der zweithöchsten österreichischen Staatsauszeichnung geehrt worden. Sie wurde ihm durch seine österreichische Amtskollegin, die Bundesratsvorsitzende Anna Elisabeth Haselbach, in der Prager Residenz des österreichischen Botschafters überreicht. Lothar Martin hat dem feierlichen Akt beigewohnt.

Petr Pithart und Anna Elisabeth Haselbach  (Foto: CTK)
Nur einen Tag nach den Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag der "Samtenen Revolution" in der damaligen Tschechoslowakei gab es in Prag schon wieder einen Grund zum Feiern. Wenn auch nur in einem ziemlich kleinen Kreise und für einen sehr verdienstvollen tschechischen Politiker - dem vermutlich bald aus seinem Amt scheidenden Senatspräsident Petr Pithart. Dem tschechischen Ex-Regierungschef wurde eine sehr bedeutende österreichische Auszeichnung verliehen, die uns von der Wiener Bundesratsvorsitzenden Anna Elisabeth Haselbach so vorgestellt wurde:

"Es handelt sich um das große goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. Dieses Ehrenzeichen wird sehr selten verliehen, und vor allen Dingen dann an Persönlichkeiten, die sich wirklich um Österreich verdient gemacht haben. Herr Senatspräsident Pithart hat sich in hohem Maße für Österreich verdient gemacht, weil er zu den Wegbereitern einer gemeinsamen Vergangenheitsbewältigung zählt, und weil er vor allen Dingen immer Verständnis auch für die andere Seite aufgebracht hat."

In ihrer Laudatio sagte Anna Elisabeth Haselbach u. a., dass "die Auszeichnung ein Symbol des Dankes für Pitharts Anstrengungen sei, die beiderseitigen Irritationen zu beseitigen". Sie spielte dabei insbesondere auf die Phase in den tschechischen-österreichischen Beziehungen an, in der sie sich wegen der zu emotionell geführten Debatten um das AKW Temelín und die Benes-Dekrete abgekühlt hatten. Des weiteren hob die Bundesratsvorsitzende hervor, dass Pithart immer eine Triebfeder des Dialoges war, wenn es darum ging. Eine wirkliche Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen herbeizuführen. Gegenüber Radio Prag sagte sie außerdem:

Petr Pithart  (Foto: CTK)
"Also mich persönlich beeindruckt am meisten seine wunderbare Haltung in der Zeit der Verfolgung. Dazu muss man ein besonderer Mensch sein mit sehr viel Kraft und sehr viel Mut - und das ist einfach zu bewundern, was ich aus ganzem Herzen tue."

Der so gelobte und hoch dekorierte Petr Pithart war sichtlich gerührt, als er seine Dankesrede hielt. In dieser Dankesrede sagte Pithart gleich zu Beginn:

"Ihre Würdigung begreife ich als eine Anerkennung der Richtigkeit meiner Überzeugung, dass die nachbarschaftlichen Beziehungen die wichtigsten internationalen Beziehungen sind."

Als Beleg für seine Aussage warf der Senatspräsident in seiner Rede ein, dass die damalige Tschechoslowakei in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen letztlich der einzige demokratische Staat in Mitteleuropa gewesen sei - aber leider auch der einzige Staat, der die Gefahr des Faschismus klar erkannt hatte und daher vorbereitet war, sich gegen diesen zu wehren. Das Land habe seinerzeit zwar viele gute Absichten gehabt, aber letztlich dafür bezahlt, dass es keine guten Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten hatte, sagte Pithart. Zu den heutigen tschechisch-österreichischen Beziehungen, um die er sich so verdient gemacht hat, sagte Pithart u. a.:

"Eines ist klar: Wir sind nicht nur Nachbarn, denn wir haben einen langen Abschnitt der Vergangenheit gemeinsam bewältigt. Und es war eine Geschichte sowohl im Guten als auch im Bösen. Aber heute schauen wir uns buchstäblich in die Küche und gelegentlich wettern wir gegeneinander, insbesondere wenn die Boulevardpresse mit viel Getöse und uns verführende Populisten das Wort ergreifen. Wir sind auf beiden Seiten voller Gefühle und Empfindungen, Klischees und Vorurteilen, und zwar wieder im Guten wie im Bösen. Niemals dürfen wir uns aber damit unsere Bande vergällen lassen."

Petr Pithart versicherte abschließend, dass er sich auch in Zukunft für die gute Nachbarschaft zwischen Tschechien und Österreich engagieren werde.