Polnischer Präsident Kwasniewski besucht Prag
Der polnische Präsident weilte am Dienstag und Mittwoch für zwei Tage in der tschechischen Hauptstadt. Gespräche mit den wichtigsten Politikern Tschechiens, ein Spaziergang durch die Prager Altstadt und einige kulturelle Termine standen auf dem Besuchsprogramm. Oliver Engelhardt mit einem Überblick:
"Einerseits bin ich für diese Auszeichnung dankbar, denn sie ist der Ausdruck von Anerkennung für die Arbeit vieler Jahre im Geiste der gegenseitigen Annäherung. Andererseits betrachte ich die Auszeichnung als Verpflichtung. Ich denke, es gibt auf internationaler Ebene viele gemeinsame Aufgaben. Aber auch zwischen unseren Völkern gibt es noch viel für eine gute Nachbarschaft zu tun. Ich werde mich auch weiter bemühen, diesen Orden zu verdienen - auch wenn ich ihn schon bekommen habe."
Der polnische Präsident überreichte seinerseits den Orden des Kavalierskreuzes der Republik Polen an mehrere Tschechen, die sich um das polnisch-tschechische Verhältnis verdient gemacht hatten. Eine von ihnen ist die Journalistin Petruska Sustrova, Osteuropa-Expertin und Kommentatorin der Tageszeitung Lidove noviny. Worin sieht sie die Bedeutung von Kwasniewskis Besuch:
"Dadurch dass Kwasniewski direkt aus der Ukraine kam, hat er die Aufmerksamkeit auf ein Problem gelenkt, das die tschechische politische Szene zu großem Maße übersieht oder nicht sehr ernst nimmt. Ich glaube, dass in der Ukraine momentan über die Beziehungen Russlands, der Ukraine, Mitteleuropas und der Europäischen Union, also auch über unser Schicksal entschieden wird. Ich denke, wir sollten uns an Polen ein Beispiel nehmen und zur Demokratisierung der ukrainischen Verhältnisse beitragen. Das ist wirklich für ganze Generationen wichtig. Ich glaube, dass sich die tschechisch-polnischen Beziehungen in den letzten 15 letzten Jahren sehr verbessert haben. Wir haben immer etwas auf die Polen herabgeschaut. Langsam merken wir, dass Polen auf der internationalen Bühne eine wichtige Rolle spielt. "Ein anderes Thema in den Verhandlungen zwischen den beiden Staatspräsidenten war das von deutschen Vertriebenen geforderte Zentrum gegen Vertreibungen. Klaus und Kwasniewski reagierten auf aktuelle Aussagen der deutschen Oppositionsführerin Angela Merkel, die sagte, sie wolle sich für die Bewahrung des kulturellen Erbes der Heimatregionen der Vertriebenen einsetzen, und die deswegen ein solches Zentrum in Berlin unterstützt. "Ich habe nichts gegen Gedenkstätten. Aber bei diesem Zentrum handelt es sich nicht um eine Gedenkstätte, sondern um ein gezieltes Projekt einer konkreten Gruppe, und damit kann ich mich nicht identifizieren" kritisierte Klaus.
Zum Abschluss seines Besuchs nahm der polnische Präsident Kwasniewski alte jüdische Handschriften in Empfang, die während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis aus Breslau nach Prag gebracht worden waren. Kwasniewski freute sich über diese Geste und betonte, dass im heutigen Europa die Zugänglichkeit solcher Kulturschätze eine gemeinsame Verpflichtung sei.