Tragischer Unfall am Bahnübergang - der schwerste von 257 im Jahr 2004

Nach dem Zusammenstoß des Zuges mit dem Tatra-Fahrzeug... (Foto: CTK)

Wie von uns in den Nachrichten bereits mehrfach gemeldet, ist es am Donnerstagmittag am Bahnübergang Vrahovice unweit der mährischen Stadt Prostejov zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen, bei dem fünf Soldaten einer tschechischen Elite-Einheit getötet und weitere acht Personen verletzt worden sind. Wie ist es zu dem tragischen Zusammenstoß eines Schnellzuges mit dem Armeetransporter gekommen? Wie geht es den drei schwer verletzten Soldaten? Fragen, auf die Lothar Martin eine Antwort zu geben versucht.

Nach dem Zusammenstoß des Zuges mit dem Tatra-Fahrzeug...  (Foto: CTK)
Der Zusammenstoß des Zuges mit dem Tatra-Fahrzeug der 601. Spezialeinheit aus Prostejov war brutal und mörderisch. "Man spürte einen heftigen Aufprall, und schon fiel uns sämtliches Gepäck auf den Kopf", beschrieb die mit dem Zug reisende Tereza Cervencová den unmittelbaren Moment des Unfalls. Bis auf eine leicht verletzte alte Frau lief der Crash für sie und alle weiteren Passagiere vergleichsweise glimpflich ab. Die elf Soldaten der Fallschirmjäger-Elite-Einheit, die sich auf dem Rückweg vom Übungsschießplatz Hamry zur Kaserne befanden, hatten jedoch weniger Glück. Fünf von ihnen mussten den Zusammenstoß, bei dem ihr LKW vollkommen zerfetzt wurde, mit dem Leben bezahlen. Die anderen sechs Soldaten wurden verletzt, davon drei schwer. Über ihren Gesundheitszustand sagte die Sprecherin des Olmützer Fakultätskrankenhauses, Hana Matulová, am Freitagmorgen:

"Der Gesundheitszustand aller drei konnte stabilisiert werden und man kann sagen, dass sie inzwischen außer Lebensgefahr sind. Nichtsdestoweniger bleibt ihr Gesundheitszustand auch weiterhin sehr ernst."

Foto: CTK
Unter den fünf getöteten Soldaten befand sich ein Offizier, die anderen vier gehörten der Feldwebel-Kompanie an, informierte der Sprecher des tschechischen Militärgeheimdienstes Ladislav Sticha. Zum Glück, so Sticha, waren alle Fünf kinderlos, lediglich einer der zwischen 20 bis 30 Jahre alt gewordenen Militärspezialisten war seit vier Monaten verheiratet. Sie gehörten allesamt einer Einheit an, die erst vor kurzem von einem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt sei, sagte Sticha. Allerdings sei keiner von ihnen persönlich in Afghanistan im Einsatz gewesen. Dennoch werden sie ein militärisches Begräbnis mit allen Ehren erhalten. Und darüber hinaus werde sich eine spezielle Kommission weitgehend um die Hinterbliebenen kümmern. Zu den Aufgaben der Kommission, sagte Sticha:

"Sie hat dafür Sorge zu tragen, dass die Angehörigen der Toten und der Verletzten allumfassend informiert werden. Selbstverständlich sind wir darüber hinaus in der Lage, sowohl medizinische als auch psychologische Hilfe - und wenn es erforderlich sein sollte - auch schnelle finanzielle Hilfe zu gewähren."

Foto: CTK
Die Hinterbliebenen der Toten sowie die Verletzten erhalten eine dem Gesetz nach übliche Entschädigung. Es handelt sich hier im Prinzip um einen Arbeitsunfall. Aber wir werden bei jedem Fall individuell vorgehen, erklärte Sticha.

Einer Erklärung bedarf auch weiterhin die Unfallursache. Dem Experten der Eisenbahninspektion Milan Miklenda zufolge sei diese Ursache nicht auf ein technisches Versagen einer Einrichtung der Tschechischen Eisenbahnen (Ceské drahy) zurückzuführen.

"Wir haben bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Indizien darüber, dass die Warnblinkanlage am Eisenbahnübergang zum Zeitpunkt des Unfalls nicht in Betrieb gewesen sei. Der Schaden bewegt sich derzeit in einer Gesamthöhe von bis zu zehn Millionen Kronen. Damit meine ich die beschädigte Gleisanlage und das zerstörte Fahrzeug".

Als wahrscheinlichste Unfallursache, so die Sprecherin der örtlichen Polizeibehörde Alena Slavontínková, komme daher die Unaufmerksamkeit des getöteten LKW-Fahrers in Betracht. Eine bitter-ironische Vorstellung, wenn man weiß, dass die Soldaten der Elite-Einheit auf überall lauernde Gefahren hin geschult und ausgebildet sind. Doch vermutlich lässt die Konzentration in der gewohnt friedfertigen Umgebung hier und da etwas nach. Im vorliegenden Fall führte das leider zum 257. Verkehrsunfall an einem tschechischen Bahnübergang in diesem Jahr, der mit dem 40. bis 44. Toten tragisch endete.