Die Berufsarmee kommt - für die letzten Wehrpflichtigen endet der Dienst

Die letzten Wehrpflichtigen verlassen noch vor Weihnachten die Kasernen (Foto: CTK)
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Anderthalb Jahrzehnte nach Ende des kalten Krieges zieht Tschechien die Konsequenz aus der veränderten Sicherheitslage in Europa: Mit Beginn des neuen Jahres wird das Heer in eine Berufsarmee umgewandelt. Das Ergebnis einer seit den frühen 90er Jahren geführten Diskussion dürfte besonders bei jungen Männern auf Zustimmung stoßen, denn in Zukunft fallen damit auch Wehr- und Zivildienst weg. Die letzten zweitausend Wehrpflichtigen werden noch in den Tagen vor Weihnachten aus den Kasernen entlassen. Es berichtet Thomas Kirschner.

Die letzten Wehrpflichtigen verlassen noch vor Weihnachten die Kasernen  (Foto: CTK)
136 Jahre ist er alt, der allgemeine Wehrdienst in Tschechien, eingeführt im Jahre 1868, als das Land noch zur Donaumonarchie gehörte und von Kaiser Franz Joseph I. aus Wien regiert wurde. Zum ersten Januar wird die Wehrpflicht nun abgeschafft, das Heer in eine Berufsarmee umgewandelt. Die letzten zweitausend Wehrpflichtigen verlassen aber noch vor Weihnachten die Kasernen. Die zentrale Feier findet am heutigen Dienstag im südböhmischen Strakonice statt, wo Verteidigungsminister Karel Kühnl (US-DEU) die letzten einhundert Wehrpflichtigen der 25. Flugabwehrbrigade verabschiedet. Die Soldaten selbst nehmen den historischen Augenblick gelassen hin.

"Mit den Jungs haben wir das schon gefeiert, da haben wir schon drauf angestoßen, und am Wochenende werden wir sicher auch mit der Familie feiern und mit den Freunden."

Die letzten Wehrpflichtigen verlassen noch vor Weihnachten die Kasernen  (Foto: CTK)
Ab Januar wird die tschechische Armee damit rund 22 000 Berufssoldaten umfassen, dazu kommen nochmals knapp 20 000 Zivilangestellte. General Josef Sedlak betont jedoch, dass die Transformation der Armee damit noch keineswegs abgeschlossen sei und warnt zu Beginn vor übertriebenen Erwartungen: "Wir können nicht sagen, dass wir ab dem ersten Januar eine Armee der Profis haben und völlig auf alles vorbereitet sind", zitiert die Nachrichtenagentur CTK den General. Sedlak zufolge wird die Ausbildung in Zukunft anspruchsvoller werden; die Einheiten sollen zudem auch für längerfristige Aufgaben herangezogen werden. Nach einer zweijährigen Ausbildung sollen die Soldaten dann so weit sein, dass sie auch an Auslandsmissionen teilnehmen können.

Neben den regulären Streitkräften wird es weiterhin eine aktive Reserve im Umfang von 2600 Mann geben. Außerdem bleibt die Erfassung für Männer im wehrfähigen Alter weiter bestehen, erläutert der Vorsitzende des Senatsauschusses für Verteidigung und Sicherheit, Josef Jarab:

"Wir bekommen eine Berufsarmee, aber für den Fall eines Krieges oder einer anderen gefährlichen Situation müssen wir natürlich noch einen Rückhalt haben."

Als erstes europäisches NATO-Land hatte Großbritannien bereits 1962 die Wehrpflicht abgeschafft. Nach Ende des Kalten Krieges folgten Frankreich, die Niederlande und Spanien, Pläne dazu gibt es in Italien, Rumänien und der Slowakei.