Tschechische Armee will aktive Reserve aufstocken und effizient einsetzen

Foto: Joker Island, Public Domain

Die internationale Sicherheitslage ist derzeit angespannt – durch mehrere Kriege und den Terror des Islamischen Staates. Viele Länder haben die Bedrohungen zum Nachdenken gebracht, wie man sich besser schützen könnte. Auch in Tschechien will man auf alle Eventualitäten noch besser vorbereitet sein. Die Abgeordneten haben daher am Mittwoch dem Vorschlag des Verteidigungsministeriums zugestimmt, die aktive Reserve der nationalen Armee personell aufzustocken.

Martin Stropnický  (Foto: ČTK)
Seit Januar 2005 gibt es in der Tschechischen Republik eine Berufsarmee. Das heißt, der pflichtige Grundwehrdienst für alle männlichen Bürger ab 18 Jahren wurde vor knapp elf Jahren abgeschafft. Den Gedanken, wegen der unruhigen Zeiten die Musterung wieder einzuführen, hat das Verteidigungsministerium allerdings sehr schnell verworfen. Stattdessen setze man auf die Aufstockung der aktiven Reserve, erklärt Ressortchef Martin Stropnický:

„Auch die Armeen, mit denen wir uns nicht messen können, weil sie zehnmal größer sind als die unsrige, rechnen ihre aktiven Reserven mit einem beträchtlichen Umfang in ihre Kontingente mit ein.“

Aktive Reserve der nationalen Armee  (Foto: Joker Island,  Public Domain)
Junge Männer, die sich freiwillig für eine Körperertüchtigung auf militärischer Basis und die damit verknüpften Aufgaben melden, gibt es jedoch noch nicht allzu viele in Tschechien. Einer der 1200 Reservisten der tschechischen Streitkräfte ist Oberfeldwebel Radim Eliáš aus dem Kreis Zlín:

„Ich bin der aktiven Reserve beigetreten, weil ich – wie man so schön sagt – mit Leuten des gleichen Schlages zusammenkommen wollte.“

Aktive Reserve der nationalen Armee  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
Ein solches Motiv wird aber den meisten Anwärtern nicht reichen, und so haben die Abgeordneten die Einstiegsprämie aufgestockt für all diejenigen, die mit dem Reservisten-Dasein liebäugeln – und zwar von bisher 6000 Kronen auf nunmehr 18.000 Kronen. Die Prämie von umgerechnet 222 beziehungsweise schon bald 666 Euro ist also ein Anreiz. Darüber hinaus erhält jeder Reservist für jeden Tag seines Trainings oder aber operativen Einsatzes dasselbe Gehalt wie ein Berufssoldat des gleichen Ranges. Und auch der Arbeitgeber, der seinen Beschäftigten für den militärischen Einsatz abstellt, wird entschädigt. Angesichts dieser Motivationsspritzen hofft Stropnický nun auf einen stärkeren Zulauf, auch wenn der Verteidigungsminister noch einmal betont:

„Es bleibt alles weiter auf freiwilliger Basis, und das ist gut so. Die Reserve aber wird sich um eine Gruppe weiterer Menschen vergrößern, die dann zumindest eine Grundausbildung haben.“

Nach den Vorstellungen des Ministers soll die aktive Reserve in den nächsten Jahren von den bisher 1200 Reservisten auf 5000 freiwillige Militärs aufgestockt werden. Laut der neuen Gesetzvorlage, die noch im Senat behandelt wird, soll es aber auch eine Gruppe geben, die zum Reservisten-Dasein verpflichtet ist: Es sind diejenigen Berufssoldaten, Unteroffiziere und Offiziere, die frühzeitig aus dem Militärdienst ausscheiden. Die fähigsten Reservisten sollen überdies auch bei Auslandsmissionen der Armee zum Einsatz kommen. Dazu sagte der Oberbefehlshaber ihres Generalstabs, Generaloberst Josef Bečvář:

Josef Bečvář  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Das ist eine Variante zur Komplettierung der bisherigen Möglichkeiten, denn die Spezialisten aus den Reihen der Reserve könnten bei den Missionen eine gute Hilfe sein.“

Eine Hilfe, von der auch jene Soldaten profitieren könnten, die gegenwärtig im Ausland im Einsatz sind. Das diesjährige Weihnachtsfest werden nämlich zirka 400 Tschechen und Tschechinnen in Uniform nicht im Kreis ihrer Familie in der Heimat verbringen. Die größte Zahl von ihnen, rund 280, sind auf Mission in Afghanistan, weitere in Mali, auf der Sinai-Halbinsel und auf den Golan-Höhen. Für ihren Einsatz im Kampf gegen den internationalen Terrorismus hat ihnen am Mittwoch Präsident Miloš Zeman mittels einer Videobotschaft gedankt.