Tschechisch-deutscher Katalog dokumentiert die Bibliothek Franz Kafkas
Knapp drei Jahre ist es her, dass eine Aufsehen erregende Bücherstiftung der Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag übergeben wurde: Ein Duplikat der Bibliothek von Franz Kafka. Erstmals erscheint nun ein Katalog der Sammlung auch in tschechischer Sprache. Thomas Kirschner sprach aus diesem Anlass mit dem Initiator, dem Antiquar und Bücherliebhaber Herbert Blank.
Es war eigentlich ein ganz normaler Verkaufskatalog, den der Stuttgarter Antiquar Herbert Blank im Jahre 2002 zusammenstellte. Der Inhalt erregte jedoch Aufsehen: Blank hatte über Jahre hinweg Quellen ausgewertet und ein Duplikat der Bibliothek von Franz Kafka zusammengetragen - alle Werke, die Kafka nachweislich besessen und gelesen hat, in den entsprechenden zeitgenössischen Ausgaben. Dass die Bücher nicht abermals in alle Richtungen zerstreut wurden, ist einer großzügigen Stiftung zu verdanken, erzählt Blank:
"Ich hätte nie vor mir aus daran gedacht, dass so etwa klappen könnte, aber tatsächlich hat die Firma Porsche sich rasch dazu entschlossen und diese ganzen von mir über Jahre gesammelten Bände dann an die Kafka-Gesellschaft in Prag gestiftet. Dort stehen die Bücher nun, und ich habe mit Vergnügen vorn dort gehört, dass die Nachfrage nach der Welt Kafkas einen erneuten Aufschwung bekommen hat, dadurch, dass seine rekonstruierte Bibliothek wieder dort vor Augen steht."
Aus dem bibliophil gestalteten Verkaufskatalog war damit ein Bibliothekskatalog geworden. Als reine Bücherliste war er ohnehin nie gedacht, da der Katalog zu den Einträgen auch Verweise auf Textstellen enthält, in denen sich Kafka über die betreffenden Bücher äußert. Die ursprüngliche Auflage war bald vergriffen. Die Prager Franz Kafka-Gesellschaft legt den Katalog daher nun in einer tschechischen-deutschen zweisprachigen Neuausgabe wieder vor, sodass nun auch das tschechische Publikum eine Möglichkeit hat, sich mit dem Leser Franz Kafka vertraut zu machen. In dieser Beziehung steht die rekonstruierte Prager Kafka-Bibliothek sogar noch vor den Resten von Kafkas originaler Bibliothek, die in der Wuppertaler Kafka-Forschungsstelle aufbewahrt wird, erläutert der Antiquar Herbert Blank:
"Wenn Sie bei mir nachschauen, sind es über 700 Bände, die ich da zu Kafkas Lektürewelt zusammengebracht habe. Das ist also wenigstens dreimal mehr, als man an originalen Resten noch aufgefunden hat."