Von Kafka inspiriert: Tag der Architektur beginnt

Das Grab von Franz Kafka auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag

Die Öffentlichkeit auf eine gute Architektur aufmerksam zu machen, das ist eines der Ziele des „Tags der Architektur“. Martina Schneibergová hat mit der Festivaldirektorin, der Architektin Marcela Steinbachová gesprochen.

Frau Steinbachová, an diesem Freitag beginnt das Architekturfestival, der „Tag der Architektur“. Es werden rund 500 Veranstaltungen in mehr als 120 Städten in Tschechien sowie in der Slowakei stattfinden. Was steht dieses Jahr im Fokus? Gibt es ein Hauptthema?

Marcela Steinbachová | Foto: Barbora Linková,  Tschechischer Rundfunk

„Uns hat der 100. Todestag von Franz Kafka inspiriert, und wir haben ihn als das Hauptthema gewählt. Im Programm des Festivals finden sich Besichtigungen von Gebäuden oder Orten, die mit seinen Romanen zusammenhängen könnten. Dazu gehören auch Industriegebäude, die normalerweise oft übersehen werden – zum Beispiel Lüftungsschächte der Metro-Stationen in Prag. Es werden zudem Spaziergänge durch Prag mit Schriftstellern und Dichtern organisiert.“

Interessiert sich die Öffentlichkeit Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren mehr für die Architektur als zuvor?

„Ja, schon. Die Situation ist besser geworden im Vergleich mit dem ersten Jahrgang des Festivals. In diesem Jahr findet es zum 14. Mal statt. Wir verzeichnen ein sehr großes Interesse auch für die Diskussionen mit den Architekten, die oft nach den Führungen veranstaltet werden.“

Sie haben den „Tag der Architektur“ vor Jahren mitinitiiert. Damals meinten Sie, Sie hätten sich von Wien inspirieren lassen…

„Ja, schon, aber das war nicht die Inspiration direkt für dieses Festival, sondern vielmehr für die Vorlesungen über die Architektur, die unser Verein Kruh seit 25 Jahren in Prag organisiert. Wir laden dazu verschiedene Architekten aus dem Ausland nach Prag ein. Mit den Vorträgen haben wir damals angefangen und nach zehn Jahren dann das Festival gegründet.“

Werden während des „Tags der Architektur“ auch völlig neue Bauten besucht, die zum Beispiel mit Preisen bedacht wurden oder für Preise im Bereich Architektur nominiert worden sind?

„Ja. Eines der Ziele unseres Vereins Kruh ist es, Diskussionen über neue Architektur zu organisieren. Wir zeigen nur gute Beispiele der neuen Architektur. Zum Beispiel kann während des Festivals eine neue Brücke in Prag, die Fußgängerbrücke, die von Karlín nach Holešovice führt, mit einem Architekten besucht werden.“

Neue Fußgängerbrücke verbindet die Prager Stadtteile Holešovice und Karlín | Foto: Juan Pablo Bertazza,  Radio Prague International

Haben Sie für unserer Hörer oder Leser noch ein paar Tipps für besondere Bauten, die vielleicht weniger bekannt sind?

Buchladen und die Kafka-Bibliothek | Foto: Andrea Thiel Lhotáková,  Spolek KRUH

„Ja. Leider gibt es keinen Spaziergang auf Deutsch. Aber nächstes Jahr wollen wir auch Führungen auf Deutsch anbieten. Ich würde gerne in einige Häuser einladen, die nur für drei Stunden geöffnet sein werden. Das Programm heißt ‚Hurá dovnitř‘ (auf Deutsch etwa: ‚Auf geht‘s hinein‘, Anm. d. Red.). Die Gebäude können ohne Reservierung besucht werden. Außerdem ist das Franz-Kafka-Zentrum in der Široká-Straße in Prag einen Besuch wert. Dort befindet sich ein Buchladen und die Kafka-Bibliothek. Das ist ein sehr interessanter Ort.“

Das Festival „Tag der Architektur“ findet in ganz Tschechien und in einigen Städten der Slowakei bis 3. Oktober statt. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos, für einige Veranstaltungen ist eine Reservierung notwendig. Mehr über das Programm erfahren Sie unter https://www.denarchitektury.cz/en/.