Tschechische Nationalbank senkt Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte

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Die Tschechische Nationalbank (CNB) hat am Donnerstag die Leitzinsen völlig überraschend um einen Viertelprozentpunkt auf 2,25 Prozent gesenkt. Sie berief sich bei dieser Maßnahme auf eine neue volkswirtschaftliche Prognose, der zufolge mit einer niedrigeren Inflation und einem langsameren Wachstum der hiesigen Wirtschaft zu rechnen sei, als man ursprünglich eingeschätzt habe. Näheres zu diesem verblüffenden Schritt der tschechischen Finanzkapitäne von Lothar Martin.

Die schrittweise Erhöhung der Leitzinsen in Tschechien wird voraussichtlich bis auf das erste Halbjahr 2006 verschoben. Mit dieser überraschenden Information wartete der Gouverneur der Tschechischen Nationalbank, Zdenek Tuma, am Donnerstag in Prag bei der der Sitzung des Bankenrats folgenden Pressekonferenz auf. Denn auf dieser Sitzung, so Tuma, sei man zu dem Schluss gekommen, die Leitzinsen erst einmal um einen Viertelprozentpunkt senken zu müssen, da gleich vier markante Gründe dies erforderten. Zu diesen Gründen gehöre das Risiko des langsameren Wachstums der ausländischen Ökonomien, hauptsächlich die wenig ermutigenden Ergebnisse der deutschen Wirtschaft. Dies könnte Tuma zufolge die Anzahl der Exportaufträge für tschechische Firmen merklich verringern. Ein weiterer Grund für den Eingriff des Bankenrats sei die ziemlich starke Landeswährung. So hatte ihr Wechselkurs erst am Mittwoch erstmals kurzzeitig die psychologische Grenze von 30 Tschechischen Kronen (CZK) für einen Euro durchbrochen. Zu diesem überhaus hohen Wert hatte vor allem die Tatsache geführt, dass die ständig steigende Krone zu einem lohnenden Spekulationsobjekt geworden war und daher von ausländischen Investoren vermehrt aufgekauft wurde. Durch die Senkung der Leitzinsen wird dieser Entwicklung entgegengetreten. Die damit verbundenen Konsequenzen hat CNB-Vizegouverneur Ludek Niedermayer wie folgt dargestellt:

"Die Krone wird nun niedrigere Guthabenzinsen einbringen, d. h. sie verliert für Investoren an Attraktivität. Sie wird jetzt wieder als eine Währung genutzt werden, in der Investoren auch Anleihen aufnehmen werden. Das sollte einen entsprechenden Einfluss auf den Kurs der Krone haben. Dieser Kurs wird andererseits aber unter Umständen auf einige optimistische Prognosen bezüglich der Entwicklung der tschechischen Wirtschaft treffen."

Die Senkung der Leitzinsen begünstigt also nun wieder in Kronen vorgenommene Kreditgeschäfte und benachteiligt auf der anderen Seite den Spar- und Anlagenmarkt. Mit anderen Worten: Jetzt Schulden abbauen ist erträglicher als ein Sparkonto zu führen. Sie kommt vor allem aber der tschechischen Wirtschaft zugute, wie der Vizepremier für wirtschaftliche Angelegenheiten, Martin Jahn, zu loben weiß:

Martin Jahn  (Foto: Zdenek Valis)
"Für die tschechische Wirtschaft ist das ganz sicher eine gute Nachricht. Die Senkung der Leitzinsen kann durchaus zum Wachstum unserer Ökonomie beitragen, und sie sollte auch darauf Einfluss nehmen, den Prozess des Kursanstiegs der Krone zu verlangsamen. Das wiederum ist eine Nachricht, die unsere Exporteure erfreuen dürfte."

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Tschechische Republik in den neuen EU-Ländern Mitteleuropas die niedrigsten Leitzinsen hat. In Ungarn zum Beispiel liegen sie am höchsten und sind erst vor kurzem auf neun Prozent gesenkt worden. Die am Donnerstag vom tschechischen Bankenrat getroffene Richtungsentscheidung wird vermutlich die letzte in seiner jetzigen Zusammensetzung sein. Denn am 12. Februar läuft das Mandat von vier seiner Mitglieder aus und Präsident Vaclav Klaus hat bereits signalisiert, dass er Umbesetzungen vornehmen will.