Antonin Slavicek zum 95. Todestag

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Nur 40 Jahre lang hat der tschechische Maler Antonin Slavicek gelebt. Am 1. Februar jährte sich zum 95. Mal sein Todestag. Mahr dazu von Jitka Mladkova:

Trotz des kurzen Lebens hat Slavicek Hunderte von Gemälden geschaffen, die allgemein als historisch erste Werke der modernen tschechischen Malerei bezeichnet werden. Obwohl sein Schaffen oft in die Kunstsparte des Symbolismus eingestuft wird, gilt z.B. sein Gemälde "Ein Junitag" als das erste Werk des tschechischen Impressionismus. Dabei wollte er nie - wie er selbst sagte - wie "die Franzosen" malen. Slaviceks Leben war keineswegs mit einem Spaziergang durch die Landschaften, die er malte, zu vergleichen. Das lag vor allem an seinem unruhigen, ja explosiven Geist. Eine rationale Denkweise war diesem stets emotionsgeladenen Maler fremd. Den dramatischen Lebensweg von Antonin Slavicek zu dokumentieren war das Anliegen einer großen Ausstellung seiner Bilder im Frühjahr 2004, erst der zweiten überhaupt nach 1961. Jedes Mal, wenn er eine gewisse Geschicklichkeit erreicht habe, so damals die Kuratorin der Ausstellung, Jana Orlikova, habe er die erlangte Sicherheit verlassen, um wieder neue Wege zu suchen. Sein Leben spielte sich stets auf dem Weg von einem Wendepunkt zum anderen ab. Ein solcher war z.B. das Jahr 1900, als Slavicek erfahren hatte, dass er nicht zum Professor an der Prager Akademie der Künste ernannt wird, obwohl er als einer der renommiertesten Kandidaten für diesen Posten galt. Damals hörte er auf, melancholische, meist herbstlich gezeichnete Landschaften zu malen. Er ignorierte die bis dahin beliebten Sonnenstrahlen im Geäst der Baumkronen, die er bis dahin in seinen geliebten Parks malte.

Slavicek zog für drei Jahre mit seiner Familie auf Land, wo er in der ostböhmischen Region von Hlinsko die rauhe Landschaft um das Dorf Kamenicky in einem neuen Stil malte. Eine andere innere Wandlung erlebte Slavicek 1907 nach seinen einmonatigen Aufenthalt Paris. Damals wandte er sich neuen Motiven zu, die ihm z.B. die verwinkelten Gassen der Prager Kleinseite, vor allem die Gassen auf dem Letna-Plateu in Prag boten. Slaviceks Bilder fanden aber zu seinen Lebzeiten keinen reissenden Absatz bei Kunsthändlern bzw. Kunstliebhabern. Nur sehr schwer konnte er auch hinnehmen, dass es viel mehr seine Frau Mila Slavickova war, die als Tochter einer vermögenden Bauernfamilie als Hauptstütze des Haushaltsunterhalts galt. Antonin Slavicek erlitt 1909 beim Baden einen Hirnschlag, der eine teilweise Körperlähmung zur Folge hatte. Damit konnte er sich nicht abfinden und entschloss, freiwillig aus dem Leben zu scheiden.