Neuer Vorsitzender der Tschechischen Akademie der Wissenschaften gewählt

Neuer Vorsitzender der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Vaclav Paces (Foto: CTK)

Seit Donnerstag vergangener Woche hat die Tschechische Akademie der Wissenschaften einen neuen Vorsitzenden. Mehr zu diesem Thema Jitka Mladkova:

Helena Illnerova  (Foto: CTK)
Nach vier Jahren Amtszeit wurde Helena Illnerova in diesem Posten vom bisherigen Direktor des Instituts für molekulare Genetik, Vaclav Paces, abgelöst. Mit dieser Wahl haben die Delegierten der akademischen Versammlung Paces vor seinem Rivalen und bisherigen Vize -Vorsitzenden der Akademie, Vladimir Necas, den Vorzug gegeben. Necas rüstete schon vor der Wahl zu einer Reform, die eine Umstellung der Prioritäten der ganzen Mammutinstitution zum Ziel hatte. Paces hingegen ist gegen die Forschungstätigkeit, die in erster Linie auf ökonomisch verwendbare Erkenntnisse ausgerichtet ist. Seine Sichtweise der Wissenschaft brachte er auf folgende Formel:

"Ich halte die Wissenschaft als solche und damit auch die Akademie der Wissenschaften eher als einen Bestandteil der Kultur, die jede kulturelle und zivilisierte Nation braucht."

Neuer Vorsitzender der Tschechischen Akademie der Wissenschaften,  Vaclav Paces  (Foto: CTK)
Der 62jährige Vorsitzende der Akademie der Wissenschaften will vor allem jungen Wissenschaftlern unter die Arme greifen und die Förderung der Besten unter ihnen definiert er als seine Priorität. Anders gesagt, Paces will eine Spitzenwissenschaft:

"Wir werden nur das weiter entwickeln, was exzellent ist. Ich lehne die Behauptung ab, dass es bei uns vernachlässigte Fachbereiche auf der einen und bevorzugte Fachgebiete auf der anderen Seite gibt. Kurz gesagt, wir wollen nur die Besten fördern. Die Tschechische Republik bzw. unsere Akademie der Wissenschaften kann nicht alles machen. Dafür sind wir zu klein."

Nach Paces´ Auffassung soll die auf hohem Niveau betriebene Grundlagenforschung die Hauptaufgabe der einzelnen Institute der Akademie sein, die über gleichberechtigte Stellung verfügen. Deren finanzielle Unterstützung soll hingegen nicht von der Verbindung der jeweiligen Forschungsstätte mit der Industrie abgeleitet werden. Der Tschechischen Akademie der Wissenschaften mit den derzeitigen 7 020 Beschäftigten standen im Vorjahr insgesamt sechs Milliarden Kronen (ca. 200 Millionen Euro) zur Verfügung, davon vier aus ihrem eigenen Budget. Der Durchschnittsgehalt der Akademiker, deren Zahl sich auf 3 563 beläuft, beträgt rund 23 000 Kronen, knappe 800 Euro. Der neue Vorsitzende wünscht sich, dass neue junge Kräfte künftig mit 40 000 Kronen rechnen könnten. Dazu müsste aber in den Bereich der tschechischen Wissenschaft mehr als die derzeitige Hälfte des BIP-Prozentpunktes fließen. Im EU-Durchschnitt sind es zwei Prozent, Paces wäre nach eigenen Worten vorläufig auch mit einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes zufrieden.