Brünn, 26. April 1945 - vor 60 Jahren endete die NS-Herrschaft in der südmährischen Metropole
April 1945. Der Krieg ist längst entschieden, aber noch nicht zu Ende. Neben der "Alpenfestung" sind vor allem noch Böhmen und Mähren zu großen Teilen in den Händen der deutschen Besatzer. Den heranrückenden Alliierten hat die Wehrmacht aber nichts mehr entgegenzusetzen. Thomas Kirschner erinnert an die Befreiung der südmährischen Metropole Brno / Brünn durch die Rote Armee am 26. April 1945, vor genau 60 Jahren.
"Es kam nochmals zu einer Umgruppierung und Verstärkung der sowjetischen Kräfte, und am 23. April begann früh morgens der Generalangriff auf Brünn. Der Führer der zweiten ukrainischen Front, Marschall Malinowski, ist dafür eigens von seinem slowakischen Stabsquartier nach Brünn gekommen. Drei Tage später, am 26. April, hat die Offensive ihren Höhepunkt erreicht und Brünn war zu großen Teilen befreit."
An der Stadt selbst, die mit ihrer Rüstungsindustrie allerdings bereits vorher Ziel schwerer Bombenangriffe gewesen war, waren die schwersten Kämpfe vorbeigezogen. Die letzten Apriltage 1945 konnten die Menschen in Brünn dennoch nur im Keller verbringen. Im Kellerversteck hat auch die heute 69-jährige pensionierte Lehrerin Vlasta Miksikova die Befreiung erlebt."Es war so ungefähr halb zehn, und auf einmal hören wir oben in dem Haus Geräusche. Mein Vater ist aus dem Versteck gekommen, und dann habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Russisch gehört: ´Tschechi oder Germani?´ Mein Vater hat geantwortet: ´Tschechi! Germani bei uns njet!´ Der russische Soldat hat dann gerufen: ´Idi, idi sjuda - komm her!´ Also sind wir alle nach oben gegangen, und dann haben wir schon gesehen, dass bei uns die ganze Straße voller Soldaten ist."
Von den Brünner Deutschen, die vor dem Krieg noch rund ein Viertel der Stadtbevölkerung ausmachten, war, wer konnte, vor der Front geflohen. Anderen blieb nur die Hoffnung, dass es schon irgendwie weitergehen werde. Die Evakuierung, die die abziehenden Nationalsozialisten Mitte April noch veranlasst hatten, war mehr als unzureichend, berichtet Jan Brecka vom Mährischen Landesmuseum in Brünn:"Diese Evakuierung umfasste vor allem die Prominenz des NS-Regimes und die Mitarbeiter der NS-Behörden. Es gab dazu einen Zug und ein paar Autobusse. Die anderen, einfachen Deutschen mussten entweder zu Fuß gehen oder zu Hause bleiben und von ihrer Führung verlassen, abwarten, was die nächsten Tage brachten. Und die waren nicht erfreulich."