Forum gegen Antisemitismus protestiert gegen Konzerte rechtsextremer Gruppen
In diesem Jahr wurden an verschiedenen Orten Tschechiens bereits zehn Konzerte rechtsextremer Gruppen organisiert, zu denen auch viele Neonazis aus dem Ausland eingereist sind - völlig legal, wohlgemerkt. Auf das reale Risiko, dass neonazistische Veranstaltungen als legitim angesehen werden könnten, macht das Forum gegen Antisemitismus in einer vor kurzem veröffentlichten Erklärung aufmerksam. Martina Schneibergova berichtet.
Das Forum gegen Antisemitismus, das von der Prager jüdischen Gemeinde initiiert wurde, weist in seiner Erklärung einleitend auf Folgendes hin: Die erwähnten Treffen der Rechtsextremisten fanden in der Tschechischen Republik in dem Jahr statt, in dem in der ganzen zivilisierten Welt des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren und der Befreiung der Konzentrationslager gedacht wird, die als Symbole der brutalen Unmenschlichkeit und der Leiden der Nazi-Opfer gelten.
Eines der größten Neonazi-Treffen auf dem Gebiet Tschechiens in den letzten Jahren überhaupt spielte sich am 26. März im nordböhmischen Jablonné v Podjestedí ab. Zu dem Konzert, das von dem tschechischen Partner der militanten britischen Organisation "Blood and Honour" veranstaltet wurde, trafen an die 300 Neonazis nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus Deutschland, Polen, der Slowakei und sogar aus den USA ein. Die Polizei habe, so die Mitarbeiter des Forums gegen Antisemitismus, damals nicht eingegriffen. Kurz danach trafen Anhänger der rechtsextremen Gruppierung "White Power" bei einem Konzert im südmährischen Hostenice zusammen. Die Polizei reagierte nicht, auch wenn die Mitglieder der Bürgerinitiative "Tolerance" den Text eines dort gesungenen Liedes dokumentierten. Darin hieß es u.a.: "Den Juden geben wir keine Chance, bolschewistischer Gestank!"
Ein Sprecher vom Forum gegen Antisemitismus wirft der Polizei vor, sie handle unsystematisch. Er sagte des Weiteren, es täte ihm Leid, dass sich die Polizei den Bürgerinitiativen gegenüber alles andere als entgegenkommend verhält und ihnen die Tätigkeit erschwert, statt sie als Verbündeten zu betrachten. Über die Möglichkeiten des Forums, die Öffentlichkeit wachzurütteln, sagte er:
"Wir können erstens unsere Befürchtungen vor der steigenden Zahl dieser Konzerte zum Ausdruck bringen. Wir befürchten außerdem, dass die Haltung der Regierung, die durch die Passivität der Polizei vermittelt wird, zur Legitimierung dieser Veranstaltungen führt. Zweitens möchten wir betonen, dass die Bürgerinitiative ´Tolerance´ eine Initiative ist, die sich seriös schon längere Zeit mit diesem Problem befasst und dass wir hinter ihr stehen."
In der Erklärung des Forums gegen Antisemitismus heißt es des Weiteren, das Gedenken an die Holocaust-Opfer bekomme unter den erwähnten Umständen einen gefährlichen Stich der Heuchlerei. Aufgrund der historischen Erfahrungen befürchten die Mitarbeiter des Forums: Wenn auf Neonazismus, Rassenhass und Antisemitismus nicht hart und rechtzeitig reagiert wird, wird dies zu deren Stärkung und Verbreitung führen.