In Pilsen wurde Ausstellung über das Leben auf der Demarkationslinie geöffnet

Ausstellung (Foto: Martina Schneibergova)
0:00
/
0:00

Der Zweite Weltkrieg endete in Europa offiziell am 8. Mai 1945. Kurz nach dem Kriegsende war ganz Mitteleuropa voll von Armeetruppen, Deserteuren sowie von Flüchtlingen und Heimkehrenden. In Süd- und Westböhmen begegneten einander damals innerhalb kurzer Zeit Angehörige von mindestens zehn nationalen Armeen. Eine Vorstellung über das Leben auf der Demarkationslinie kann man sich in einer Ausstellung machen, die vorige Woche im westböhmischen Plzen / Pilsen eröffnet wurde und die eine der zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes ist. Mehr von Martina Schneibergova.

Ausstellung  (Foto: Martina Schneibergova)
Das kommunistische Regime hatte mit seiner ideologischen Indoktrinierung nur die Rote Armee gefeiert. Seit der Wende von 1989 darf man sich in Tschechien wieder offiziell an die Befreiung durch die US-Armee erinnern. Dabei vergisst man jedoch die Angehörigen der anderen Armeen, oft auch die im Ausland kämpfenden Tschechoslowaken. In der jetzigen Ausstellung, die vom Westböhmischen Museum in Pilsen veranstaltet wird, kann man historische Fotos, Uniformen, aber auch ganz gewöhnliche Gegenstände sehen, die den Alltag unmittelbar nach dem Kriegsende in Westböhmen dokumentieren. Die Ausstellung, die den Titel "Als der Krieg geendet hat" trägt, wurde vom Leiter der historischen Abteilung des Westböhmischen Museums, Dr. Miroslav Hus, initiiert:

Dr. Miroslav Hus  (Foto: Martina Schneibergova)
"Unsere Ausstellung ist, was die Ausstellungsfläche anbelangt, nicht enorm groß, sie wurde in etwa 15 Vitrinen installiert. Wir wollten an alle bedeutenden Ereignisse und deren Akteure vom Mai 1945 bis zum Sommer 1945 erinnern. Wir beginnen mit der Roten Armee, die mit ihren üblichen Uniformen, Waffen, Auszeichnungen präsentiert wird. Mit Dokumenten und Fotos wird der Anteil der Roten Armee an der Befreiung Westböhmens beschrieben. Wir können auch nicht den Gegner, d. h. die deutsche Armee, weglassen. Zwei Vitrinen sowie ein Teil der weiteren Dokumentation betreffen die deutsche Armee, zu sehen sind wiederum Uniformen, Waffen, Auszeichnungen. Ein weiterer Teil der Ausstellung ist den US-Truppen gewidmet, sowohl den Kampftruppen, als auch der 22. Armee, die erst im Sommer 1945 in Westböhmen stationiert wurde. Ausgestellt sind nicht nur Uniformen, sondern auch Gegenstände des Alltagsbedarfs: Wie z. B. löslicher Kaffee oder bestimmte Mittel gegen Insekten. Das waren Sachen, die andere Armeen nicht hatten und die wir in unseren Sammlungen leider oft nicht haben."

Ausstellung  (Foto: Martina Schneibergova)
Attraktiv für die Zuschauer ist Miroslav Hus zufolge die lebendige Darstellung des Treffens der Angehörigen der US-Armee mit den Soldaten der Roten Armee. Die Ausstellung befasst sich auch mit Armeetruppen, die sowohl auf der Seite der Alliierten, als auch auf der Seite der Deutschen kämpften. Eine große Aufmerksamkeit wird dabei den im Ausland kämpfenden Tschechoslowaken geschenkt. Vorgestellt wird auch die Regierungsarmee des Protektorats Böhmen und Mähren, das sich am Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Seite der Alliierten stellte. Die Ausstellung beschreibt des Weiteren das Leben in Westböhmen in den ersten Monaten nach dem Kriegsende.

Mehr über die Ausstellung, die in den Räumlichkeiten des Ethnographischen Museums in Pilsen bis Ende August geöffnet ist, erfahren Sie in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe Reiseland Tschechien.