Hoch geschätzt und abgeschoben - die Familie ist in Tschechien weiter Frauensache

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Singen, kochen, tanzen, lachen, glücklich machen - so besingt Karel Gott seine "Babitschka". Für die meisten tschechischen Frauen heute kommt noch putzen, bügeln, und waschen hinzu, ganz abgesehen vom "richtigen" Beruf: Haushalt, Familie und Kindererziehung sind in Tschechien immer noch Frauensache. Über die Stellung der Frau zwischen Familie und Beruf berichtet Thomas Kirschner.

Was Umfragen behaupten, bestätigt etwa das Verhalten der tschechischen Studenten in der Praxis. Es ist Freitagnachmittag, und die Wohnheime leeren sich auf einen Schlag. Anstatt die Unabhängigkeit des Studentenlebens fern von daheim auszukosten, streben die tschechischen Hochschüler zu großen Teilen zurück an den heimischen Herd. Untersuchungen zeigen: nach der Gesundheit kommt in Tschechien an zweiter Stelle die Familie. Eine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern konservative Werteskala bestätigt auch Vera Kucharova vom Prager Forschungsinstitut für Arbeit und Soziales (VUPSV).

"Die Haltung der tschechischen Gesellschaft ist insofern traditioneller, als dass Familie auf der Werteskala eine stärkere Stellung hat. Außerdem wird in Tschechien häufiger eine traditionelle Rollenteilung zwischen Mann und Frau erwartet, wenn es um Haushalt und Beruf oder die Erziehung der Kinder geht."

Während der Mann als Ernährer der Familie die Erwerbsarbeit übernimmt, bleiben für die Frau Haushalt und Kinder. Geändert hat sich an diesem Rollenmodell in den letzten Jahrzehnten nur, dass inzwischen auch Frauen häufig berufstätig sind. Nochmals Vera Kucharova:

"Interessant ist, dass es gerade in Tschechien schon seit langer Zeit sehr viele Frauen im Beruf stehen, und trotzdem bleibt immer noch ein großer Teil der Arbeit im Haushalt und bei der Kindererziehung den Frauen überlassen. Hier gibt es einen großen Unterschied zu dem, was in anderen europäischen Ländern bereits erreicht ist - in Nordeuropa sieht das Bild zum Beispiel ganz anders aus."

Wenn man Umfragen glauben darf, so ist in der jüngeren Generation allerdings Bereitschaft zu Veränderung vorhanden. Das hofft jedenfalls Zdenka Hajna, die Vorsitzende des Tschechischen Frauenbundes.

"Interessant ist eine kürzlich veröffentlichte Umfrage, die gezeigt hat, dass 60 Prozent der jungen Väter bereit sind, den Mutterschaftsurlaub selbst in Anspruch zu nehmen - allerdings unter der Voraussetzung, dass die Frau ein höheres Einkommen als der Mann hat."