Kulturfestival lesbischer Frauen
Dieses Wochenende findet in Prag bereits zum elften Mal das Kulturfestival der lesbischen Frauen unter dem Titel "L hoch zwei" statt. Bára Procházková hat sich aus diesem Anlass über die Situation der lesbischen Frauen in der tschechischen Gesellschaft informiert:
"L hoch zwei" genauer gesagt "lambda hoch zwei" heißt das Festival, das vor allem für lesbische, bisexuelle und transsexuelle Frauen bestimmt ist. Es knüpft an die Frühlingsfestivals der lesbischen Kultur in den letzten Jahren an. Dabei sollte jedoch eine neue Tradition entstehen, angelehnt an ähnliche Veranstaltungen in Deutschland, so die Sprecherin des Festivals Daniela Stecherova. Auf dem Programm stehen kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theatervorstellungen oder Lesungen sowie sportliche Events, unter anderem ein Kickerturnier. Was die Akzeptanz der homosexuellen Szene betrifft, so ist die tschechische Gesellschaft noch gespalten, erklärt Stecherova:
"Die Tschechen haben mittlerweile zwar eine korrekte Rhetorik angenommen, aber in der Einstellung der Gesellschaft gegenüber Lesben und Schwulen spiegelt sich das bis jetzt nicht wider."
Obwohl sich die Situation in den letzten 15 Jahren kontinuierlich verbessert hat, spüren die lesbischen Frauen immer noch einen Unterschied zwischen der Akzeptanz von homosexuellen Frauen und homosexuellen Männern, sagt Stecherova:
"Ich bin der Meinung, dass männliche Homosexualität eher akzeptiert wird. Eine lesbische Frau wird für eine eigentlich heterosexuelle Frau gehalten, die noch nicht den richtigen Mann gefunden hat und in einer lesbischen Beziehung persönliche Erfüllung sucht."
Ziele dieses Festivals sind auch die Schaffung einer gemeinsamen Plattform für lesbische Frauen, mehr Information für die Bevölkerung sowie eine Verknüpfung von unterschiedlichen Gruppierungen. Damit soll auch eine bessere Interessensvertretung gewährleistet werden. Daniela Stecherova:
"Die lesbische Szene ist in den Großstädten am stärksten. Man kann jedoch eine starke Zersplitterung innerhalb der Szene beobachten. Auch auf politischer Ebene existiert keine Organisation, die die Rechte der homosexuellen Minderheit vertreten würde."
Ein Dorn im Auge bleibt das nach wie vor nicht vorhandene Gesetz über die registrierte Partnerschaft von gleichgeschlechtlichen Paaren, erklärt Stecherova:
"Ich denke, dass die Verabschiedung des Gesetzes über die registrierte Partnerschaft eine gewisse Geste oder Anerkennung vonseiten der Ämter darstellen könnte. Dies könnte auch helfen, die Einstellung der Gesellschaft zu verändern, so dass diese sich bewusst wird, dass die homosexuelle Orientierung im Vergleich zur heterosexuellen nicht minderwertig ist."
Seit Jahren kämpfen Lesben- und Schwulenorganisationen für die Schaffung einer rechtlichen Grundlage von registrierten Partnerschaften. Bei der bisher letzten Verhandlung im Abgeordnetenhaus im Februar dieses Jahres scheiterte ein entsprechendes Gesetz nur knapp. Die Organisationen kämpfen jedoch weiter gegen die Diskriminierung. Ein veränderter Gesetzesvorschlag soll noch dieses Jahr auf das Programm der Abgeordneten kommen. Den neuen Vorschlag haben bereits Abgeordnete von allen politischen Parteien außer den Christdemokraten unterstützt.