Prague Pride: LGBT-Community fordert Gleichheit bei Familienrecht ein

Die Prague Pride (Foto: ČTK/Michaela Říhová)

Seit Montag ist Prag erneut eine bunte Stadt, in der die Regenbogenfahne weht. Denn für eine Woche ist die Moldaumetropole wieder Gastgeber der Prague Pride, dem Festival der Homo-, Bi- und Transsexuellen. Es ist die achte Auflage, und diese steht ganz im Zeichen des Themas Familie.

Foto: ČTK/Michaela Říhová
Die Prague Pride wird in Touristenkreisen schon länger als ein Spektakel wahrgenommen, bei dem viel getanzt, getrunken und diskutiert wird. Doch gerade das Letztere, die Diskussion um die eigene Stellung in der Gesellschaft, wird von der LGBT-Community sehr ernst genommen. Denn die Lesben und Schwulen, Bi- und Transsexuellen fühlen sich weiterhin benachteiligt. Dazu sagt Festivaldirektorin Hana Kulhánková:

„Wir haben nicht dieselben Rechte wie die heterosexuelle Mehrheit. Wir können keine Kinder adoptieren. Zwei Frauen oder zwei Männer können in einer registrierten Partnerschaft kein gemeinsames Eigentum haben, sie können keine Waisenrente beziehen und vieles andere mehr.“

Das Thema Familie sei ganz bewusst gewählt, da homosexuelle Paare nicht dasselbe Familienrecht hätten wie heterosexuelle, ergänzt Kulhánková. Sie macht dies am eigenen Beispiel deutlich:

„Meine Freundin und ich haben zusammen eine zweieinhalbjährige Tochter. Doch weil ich nicht ihre biologische Mutter bin, bin ich für sie vom Gesetz her ein völlig fremder Mensch.“

Die Prague Pride  (Foto: ČTK/Michaela Říhová)
Dem Thema Familie hat sich auch der Fotograf Robert Vano angenommen. Pünktlich zum Festivalbeginn eröffnete er eine Wanderausstellung im Prager Hauptbahnhof. Zu seinen Beweggründen sagte er:

„Ich engagiere mich in allen Dingen, bei denen ich das Gefühl habe, dass es nicht gerecht zugeht. Ein Kind kann sich nicht auswählen, wer seine Eltern sind. Und weil Kinder, die nicht in der Obhut heterosexueller Eltern aufwachsen, auch nicht deren Rechte haben, schreiben sie ihre eigenen Familiengeschichten. Und diese Geschichten haben mich berührt.“

Für diese und ähnliche Geschichten interessieren sich auch immer mehr Abgeordnete. Schwule und Lesben können ihre Partnerschaft in Tschechien zwar seit Juli 2006 registrieren lassen, das Recht auf die Adoption von Kindern aber haben sie nicht.

Bei einer Reihe von Paaren wurde der Nachwuchs aus einer früheren Beziehung in die Partnerschaft eingebracht, oder es wird der Weg künstlicher Befruchtung begangen. Solche Kinder haben dem Gesetz nach jedoch nur einen Elternteil. Das heißt, sie erhalten nach einem möglichen Ende der Beziehung kein Unterhaltsgeld. Und bei einem Tod des zweiten Vaters oder der zweiten Mutter haben diese Kinder kein Anrecht auf eine Waisenrente.

Die Prague Pride  (Foto: ČTK/Michaela Říhová)
In der zurückliegenden Legislaturperiode wollte daher eine Gruppe von Abgeordneten eine Novelle zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaft durchsetzen, der Gesetzentwurf kam aber nicht durch. Nun haben 46 Gesetzesvertreter die Homo-Ehe vorgeschlagen. Die Petition wurde von über 70.000 Menschen unterschrieben.

Die Ano-Abgeordnete Radka Maxová ist Vorsitzende des parlamentarischen Sozialausschusses. Sie erklärt, weshalb es ihr am Herzen liege, dass auch homosexuelle Paare fremde Kinder aufziehen dürfen:

„Ich bin der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare dieselben Möglichkeiten erhalten müssen. Das heißt, sie sollten Kinder adoptieren können wie heterosexuelle Paare. Denn leider wachsen hierzulande viele Kinder in Heimen auf. Außerdem können auch traditionelle Familien zerbrechen. Dies hat sogar mein Kollege zugegeben.“

Besagter Kollege ist der Fraktionschef der tschechischen Christdemokraten (KDU-ČSL), Jan Bartošek. Er hatte am Montag in einer Fernseh-Talkshow mit Maxová über das Thema diskutiert. Dabei hatte sich Bartošek gegen die Vorstellungen seiner Diskussionspartnerin gewandt.

„Es gibt verschiedene Formen, wie Menschen zusammenleben. Das ist ihre freie Entscheidung. Für die Christdemokraten aber kann ich sagen: Die Ehe hat für uns eine außerordentliche Stellung, und zwar als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau.“

Und diese Stellung wolle man bewahrt sehen, trotz der Weiterentwicklung in der Gesellschaft, betonte Bartošek.

Die Prague Pride  (Foto: ČTK/Michaela Říhová)