Eklat vor Prague Pride: Präsidentenberater provoziert mit homophoben Äußerungen

In dieser Woche wird in Prag erstmals ein großes Schwulen- und Lesbenfestival stattfinden. Für das so genannte Prague Pride hat der Oberbürgermeister der tschechischen Hauptstadt die Schirmherrschaft übernommen. Das ist nichts Außergewöhnliches und geschieht ebenso in Berlin, Wien oder Paris. Doch scharfe Kritik an der Schirmherrschaft kommt von der Prager Burg, also dem Amtssitz von Präsident Klaus. Der Vizebürochef des Staatsoberhauptes, Petr Hájek, wurde dabei sogar ausfällig gegen Homosexuelle – und erhielt Rückendeckung von Václav Klaus.

Petr Hájek gilt nicht gerade als wählerisch im Ausdruck. So auch in einem Blogeintrag am Donnerstag vergangener Woche. Dort bezeichnete er Homosexuelle angesichts der bevorstehenden Prague Pride als „deviante Mitbürger“, also von der Norm abweichend. Das Wort sei nicht wertend, versuchte Hájek im Tschechischen Rundfunk zu erläutern. Doch der Vizebürochef des Staatspräsidenten hat einen Aufschrei in der Politik quer durch die Lager provoziert. Die Sozialdemokraten und die Partei der öffentlichen Angelegenheiten forderten Staatspräsident Klaus auf, sich von den homophoben Äußerungen seines Mitarbeiters zu distanzieren. Václav Klaus aber unterstützte Hájek noch. Auch er empfinde keinen Stolz angesichts des geplanten Homosexuellen-Umzugs am 13. August, ließ Klaus ausrichten.

Hintergrund für den Streit ist die Schirmherrschaft über die Prague Pride, die der Prager Oberbürgermeister Svoboda und der Bürgermeister des ersten Stadtbezirks übernommen haben. Hájek und die äußerst rechte Gruppierung D.O.S.T. (auf Deutsch: „Genug“) lehnen dies ab, unter anderem mit der Begründung, die Bürgermeister gehörten der konservativen bürgerdemokratischen Partei (ODS) an und sollten daher die Institution Familie unterstützen. Doch in der Prager ODS sieht man das anders. Der bürgerdemokratische Abgeordnete Boris Šťastný bezeichnet die Position von Hájek und D.O.S.T. als „kryptofaschistisch“, also verdeckt faschistisch.

Boris Šťastný
„Prag ist eine Stadt für alle, eine offene Stadt und Metropole, von der ich mir wünsche, dass sie wie Wien, Paris, München oder Berlin ist. Wir wehren uns nicht dagegen, dass eine solche Veranstaltung hier stattfindet, und ich sehe keinen Grund, warum der Oberbürgermeister sie nicht unterstützen sollte“, so Šťastný.

Dass nun eine Diskussion entbrannt ist, stört erstaunlicherweise am wenigsten die Veranstalter von Prague Pride. Dies mache die Menschen auf das Ereignis aufmerksam, so der Festival-Vorsitzende Czeslaw Walek. Im Übrigen habe es zuvor schon Ähnliches auf tschechischem Boden gegeben, betont Walek:

„Prague Pride findet zwar zum ersten Mal statt, aber es ist bereits die vierte oder fünfte Veranstaltung dieser Art in Tschechien. Zuvor gab es sie in Brünn, in Tábor und auch in Karlsbad.“

Unterstützt wird das Festival außerdem von 13 Botschaftern in Prag. Dazu gehören auch die diplomatischen Vertreter Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

Die Prague Pride startet am Mittwoch und dauert fünf Tage. Höhepunkt soll am Samstag die so genannte Queer Parade – ein bunter Umzug durch die Innenstadt - sein.