Regenbogenbunt: Prague Pride trotzt der Coronakrise
Die „Prague Pride“ ist ein Festival von Schwulen und Lesben, Bi- und Transsexuellen sowie Transgender. Es findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt. Und das trotz Corona. So bietet es erneut mehr als 100 Events, wie Diskussionen, Workshops und Interviews sowie eine große Bootsfahrt auf der Moldau. Die Coronakrise hat Programmeinschnitte nötig gemacht.
Wie so viele andere Veranstaltungen hat die Corona-Pandemie auch die Prague Pride getroffen. Das hieß für die Organisatoren, schnell zu handeln. Filip Milde ist Sprecher des Festivals:
„Das Virus hat das ganze Festival beeinflusst. Die Organisation des neuen Jahrgangs beginnt im Prinzip immer schon zwei Wochen nach dem letzten. Als im März oder April die Pandemie losging, mussten wir also nochmal von vorne beginnen. Wir haben uns ein neues Thema und eine komplett neue Struktur überlegt.“
So gibt es in diesem Jahr erstmals einen Internet-Kanal, der die Events online in die ganze Welt überträgt – den Pride Stream.
„Dieses Jahr wird uns das Festival wirklich direkt verbinden. Wir haben das erste Mal einen Livestream der Events. Die Veranstaltungen finden also real statt, und die Leute können rausgehen und sich treffen. Alles wird aber von 16 bis 21 Uhr live übertragen und geschieht somit auch online“, so Milde.
Normalerweise wird das Festival mit einer großen Parade abgeschlossen. In den letzten Jahren hatte der Umzug zwischen 30.000 und 40.000 Besucher. Das geht wegen Corona dieses Jahr natürlich nicht. Doch auch hier haben sich die Organisatoren etwas einfallen lassen.
„Die Parade findet dieses Jahr wegen der Corona Pandemie nicht statt. Wir veranstalten aber einen Pride Cruise. Am Samstagnachmittag zwischen 13 und 18 Uhr werden Regenbogen-Boote auf der Moldau fahren. In dieser Zeit sind alle eingeladen, ein Picknick am Ufer zu machen. Also zum Beispiel in Smíchov, dem Pride Village oder Žluté lázně.“
Das Pride Village befindet sich auf der Prager Schützeninsel. Es ist die ganze Woche von 15 bis 21 Uhr geöffnet und am Samstag schon ab 13 Uhr. Es gelten die allgemeinen Hygienemaßnahmen, und die Anzahl der Besucher wird natürlich im Auge behalten. Wer dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht in Prag sein kann, kann über den Livestream von überall zuschauen.
„Wir haben dieses Jahr nur wenige Gäste aus dem Ausland. Online können aber alle dabei sein. Menschen aus den Nachbarländern, also zum Beispiel Deutschland, Österreich, Polen oder der Slowakei sind aber natürlich willkommen.“
Das Festival soll der LGBT Community in Tschechien einen sicheren Raum für Austausch bieten. Es gehe dabei um Kommunikation, gegenseitiges Kennenlernen und Solidarität, erzählt Milde:
„Eine Veranstaltung heißt zum Beispiel: ‚Wie ist es, ein Pride-Festival zu organisieren, wenn dein Leben bedroht ist?‘. Wir versuchen Menschen aus den Nachbarländern miteinzubeziehen. Wir wollen solidarisch sein und Geschichten zum Beispiel aus Polen erzählen, wo sich die Situation für LGBTs gerade wirklich verschlechtert.“
Auf der besagten Veranstaltung kommen Organisatoren der Pride-Festivals aus den vier Visegrád-Ländern zusammen. Es wird diskutiert, sich ausgetauscht, und Strategien werden besprochen. Über den Livestream können auch online Fragen an die Gäste gestellt werden.
Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen sowie den Livestream der Prague Pride gibt es auf der offiziellen Website www.praguepride.cz. Das Festival läuft noch bis Ende der Woche.