Prague Pride erinnert an LGBT-Aktivisten von 1969

Prague Pride (Foto: Klára Stejskalová)

Am Montag beginnt die Prague Pride. Dabei wird auch in Prag daran erinnert, wie Emanzipation der LGBT-Community begann. Mehr über das Festival von Schwulen und Lesben, Bi- und Transsexuellen sowie Transgender erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Prague Pride  (Foto: Klára Stejskalová)

Gay-Tanzbar Stonewall Inn  (Foto: Rhododendrites,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
In diesem Jahr wird in Prag genauso wie bei vielen anderen Pride-Festivals weltweit an die Ereignisse erinnert, die sich vor 50 Jahren in New York abgespielt haben. Eine gewaltsame Polizeirazzia in der Gay-Tanzbar Stonewall Inn am 28. Juni 1969 startete eine Welle von Straßenunruhen. Die sechs Tage dauernden sogenannten „Stonewall-Unruhen“ wurden zum Meilenstein in der LGBT-Geschichte, erzählt Hana Kulhánková. Sie ist Direktorin der Prague Pride.

„Wir sind froh, dass diese Zeiten vorbei sind und dass sich die Lage der LGBT-Community nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern einschließlich Tschechien verbessert hat. Trotzdem halten wir es für wichtig, an diesen historischen Moment zu erinnern. Im Juni 1969 wollten sich die Lesben, Schwulen und Transsexuellen aus der Bar in New York die Schikanen nicht mehr gefallen lassen. Sie begannen, sich gegen die Polizei zur Wehr zu setzen.“

Hana Kulhánková  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Und 1970 sei dann die erste Pride in New York entstanden, erzählt die Festivaldirektorin. Die Prague Pride findet zum neunten Mal statt. Auf dem Programm stehen insgesamt 140 Veranstaltungen.

„Das Festivalprogramm trägt hoffentlich dazu bei, dass sich die Queer-Community sicher und frei fühlt und die Pride-Woche richtig genießen kann. Wir haben uns bemüht, in diesem Jahr ein Programm für alle Generationen anzubieten – von den kleinen Kindern bis zu den Senioren.“

Eine Neuheit sind Veranstaltungen in den Räumlichkeiten, die der Organisation „Život 90“ gehören. Dieser Festivalort heiße „Pride Life“, erklärt Kulhánková.

Robert Vano  (Foto: Adama Kebert,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir arbeiten mit ,Život 90‘ zusammen. Das ist eine wichtige Organisation, die älteren Menschen unter die Arme greift. Von Dienstag bis Freitag finden dort Aktivitäten statt, die sich nicht ausschließlich auf Seniorinnen und Senioren und das Erinnern konzentrieren. Es gibt dort beispielsweise auch eine Talkshow mit dem Fotografen Robert Vano, der in den 1960er Jahren die Stonewall-Unruhen in New York erlebt hat. Im Rahmen von ,Pride Life‘ möchten wir den LGBT-Seniorinnen und Senioren einen Ort bieten, an dem sie zusammentreffen können. Es wird dort eine Retro-Party veranstaltet. Angeboten wird auch jeweils ein Nachmittagskaffee, zu dem jeder kommen kann.“

Die Festivaldirektorin macht auf Veranstaltungen aufmerksam, an denen die Organisatoren mit der Initiative „Logos“ zusammenarbeiten. „Logos“ ist eine Gemeinschaft von LGBT-Gläubigen sowie ihrer Familien und Freunde.

, Para-Bibel‘  (Foto: ČT24)
„Allgemein wird behauptet, dass die Tschechinnen und Tschechen das atheistischste Volk seien. Ich bin aber davon überzeugt, dass fast jeder an etwas glaubt. Mit Logos arbeiten wir schon lange zusammen. Auf dem Programm steht beispielsweise das Lesen aus der populären ,Para-Bibel‘. Bei einem Workshop wird zudem über die Zukunft der Kirche diskutiert.“

Ebenfalls sei sie froh, dass wieder Travestie und Drag bei der Prague Pride zu sehen sein werden, sagt Hana Kulhánková. Denn Travestieshows gab es ihren Worten zufolge hierzulande schon vor der Wende von 1989.

Dragqueens
„Heute erlebt dieses Kunstgenre dank jungen Menschen ein Revival. Beispielsweise tritt bei uns die Travestie-Gruppe Screamers mit ihrer Show auf, sie war auch bei den Anfängen dieses Genres in Tschechien dabei.“

Zudem stellt sich die Dragqueen Gigi Stardust bei der Prague Pride vor. Sie erläutert, was sich hinter dem Begriff Dragqueen verbirgt:

„Dragqueens sind meistens Männer, die sich bemühen, mit ihrem Aussehen und Verhalten Frauen nachzuahmen. Dies ist jedoch keine Bedingung dafür. Man schafft sich ein Alter Ego – also eine andere Person –, und als diese tritt man auf. Meistens sind Dragqueens geschminkt, tragen extravagante Kostüme, aber auch das muss nicht unbedingt sein. Es geht darum, sich selbst zum Ausdruck zu bringen.“

Das LGBT-Festival Prague Pride findet vom 5. bis 11. August an verschiedenen Orten in Prag statt.