Prag unter der Regenbogenflagge: Pride-Festival mit zentralem Thema „Coming-out“

Über 130 Veranstaltungen von Kultur über Bildung bis zu Unterhaltung. Das bietet dieses Jahr die Prague Pride, also das Festival der LGBT+-Comunity in der tschechischen Hauptstadt.

Jiří Hromada,  Zdeněk Hřib,  Tom Bílý und Hana Třeštíková mit der Regenbogenflagge | Foto: Vít Šimánek,  ČTK

Seit Montag weht über dem Neuen Rathaus die Regenbogenflagge. Denn der Prager Magistrat unterstützt seit dem Start der Prague Pride vor elf Jahren das Festival. Das zentrale Thema der Veranstaltung ist in diesem Jahr „Coming-out“. Tom Bílý leitet die Prague Pride und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Man könnte meinen, dass man einmal sein Coming-out macht, und dann hat man es hinter sich. Das stimmt aber nicht so ganz. Menschen der LGBT+ outen sich praktisch ihr ganzes Leben lang, weil man ja auch immer wieder neue Menschen trifft. Wir merken, wie fremd dieses Thema für die breite Öffentlichkeit ist und dass die Mehrheitsgesellschaft auch nicht den Stress versteht, der mit einem Coming-out verbunden ist. Und das wollen wir nun erläutern und uns über dieses Thema unterhalten.“

Prague Pride | Foto: Michaela Říhová,  ČTK

Denn zur Prague Pride sind nicht nur Schwule, Lesben, Bisexuelle, transgeschlechtliche Menschen und weitere Angehörige sexueller Minderheiten eingeladen, sondern alle, die sich für entsprechende Themen interessieren. Man wünscht sich also eine breite Diskussion. Dabei soll auch auf Spezifika des Coming-outs für bestimmte Gruppen hingewiesen werden.

„Wenn man zusätzlich zu einer weiteren Minderheit gehört, kann dies noch schwerer sein, als es eh schon ist. Das betrifft zum Beispiel Roma oder Menschen mit Behinderung, aber auch allgemein jene, die aus konservativen Verhältnissen kommen oder etwa gläubig sind“, so Bílý.

Prague Pride | Foto: Michaela Říhová,  ČTK

Jede Menge Konzerte, Ausstellungen, Kinovorführungen und Diskussionsrunden gibt es noch bis Sonntag zum zentralen Thema und zu vielen weiteren Schwerpunkten. Am Samstag zum Beispiel werden Gäste unter anderem auch aus Deutschland ihre Coming-out-Geschichten erzählen.

Die drei wichtigsten Veranstaltungsorte sind in diesem Jahr die Schützeninsel in der Moldau, der Hof der ehemaligen Kaserne im Stadtteil Karlín sowie die Räume der Seniorenhilfe Život 90 in der Karolína-Světlá-Straße. Das Meiste, was bei der Prague Pride geboten wird, ist kostenlos. Wegfallen wird allerdings wie schon im vergangenen Jahr die Pride Parade am Samstag. Festivaldirektor Bílý zu der Absage:

Prague Pride | Foto: Michaela Říhová,  ČTK

„Der Grund ist ganz klar die Sicherheit der Besucher. Das steht für uns an erster Stelle. Die Entscheidung haben wir zwar schon im März fällen müssen, aber wir stehen auch jetzt noch dahinter. Denn obwohl sich die Corona-Lage gebessert hat, halte ich es nicht für gut, eine Veranstaltung für 40.000 Menschen abzuhalten.“

Bis einschließlich 2019 war die Pride Parade als bunter Umzug durch Prag immer das Highlight des Festivals gewesen. Und sie wird es nach Corona auch sicher wieder sein.

Unterstützt wird die Prague Pride im Übrigen mittlerweile von vielen Seiten – nicht zuletzt auch von der Stadt. So sagte Oberbürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten) am Montag zum Auftakt des elften Jahrgangs:

„Mit der Unterstützung dieses Festivals machen wir in Prag nicht nur deutlich, dass wir tolerant sind gegenüber anderen und die Menschen so respektieren, wie sie sind. Sondern wir zeigen ebenso, dass die Menschenrechte universell gelten. Das ist in gewissem Sinn auch ein Protest gegen jegliche Formen von Unterdrückung und totalitären respektive autoritären Tendenzen.“

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