Doppelte Rückkehr nach Prag - der Germanist Kurt Krolop wird 75

Kurt Krolop (links) Foto: CTK
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Wenn man heute eine Personifizierung für das deutsch-tschechische - eben "böhmische" - Miteinander suchen wollte, würde man unweigerlich auf ihn kommen: Kurt Krolop, der emeritierte Ordinarius der Prager Germanistik und einer der weltweit anerkanntesten Spezialisten für die Prager deutschen Literatur und das Werk von Karl Kraus. Geboren am 25. Mai 1930 im nordböhmischen Kravare / Graber, wurde Krolop zweimal aus der Tschechoslowakei vertrieben - einmal als Sudetendeutscher, einmal als unbequemer Wissenschaftler. Aber zweimal ist Kurt Krolop auch nach Böhmen zurückgekehrt. Zu seinem 75. Geburtstag am Mittwoch sprach Thomas Kirschner mit dem Jubilar.

Kurt Krolop  (links) Foto: CTK
Es ist ein bewegtes Leben, auf das Kurt Krolop zurückschauen kann. Geboren vor 75 Jahren unweit von Litomerice / Leitmeritz, erlebte er mit 15 Jahren die Vertreibung der tschechoslowakischen Deutschen mit, die ihn nach Halle führte. Als junger Germanist wurde ihm 12 Jahre später, 1957, eine Stelle als Lektor an der Prager Universität angeboten. Krolop kehrte ein erstes Mal in die fremde Heimat Böhmen zurück. Während in der DDR nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstandes eine bleierne Atmosphäre herrschte, bereite sich in der Tschechoslowakei bereits eine Liberalisierung vor. Einen Anteil daran hatten auch die Prager Germanisten - ihre Kafka-Konferenz in Liblice gilt als Startschuss des Prager Frühlings, erinnert sich Kurt Krolop.

"Die so genannte Liblicer Konferenz vom Mai 1963 war in diesem Sinne der Aufbruch zu einer sich beschleunigenden kulturellen Öffnung, was die Mehrzahl der Teilnehmer auch so empfunden hat."

Und auch die Betonkommunisten, die nach 1968 wieder an die Macht kamen: Krolop musste die Tschechoslowakei ein zweites Mal verlassen - bis zur nächsten politischen Wende. Nach der Samtenen Revolution wurde er als Leiter des Germanistischen Institutes zurück an die Prager Karlsuniversität berufen - eine späte Genugtuung.

"Meine Rückkehr im Dezember des Wendejahres 1989 bedeutete eine etwas verspätete, aber darum nicht weniger hoffnungsfreudige Wiederaufnahme der Bestrebungen, die in Lehre und Forschung nach 1968 durch die so genannte politische Isolierung gewaltsam abgebrochen worden waren. Das betraf auch tschechische Kollegen wie Jiri Stromsik aus Prag und Ludvik Vaclavek aus Olmütz, die in die universitäre Lehre und Forschung zurückkehren konnten."

Und die zweite Rückkehr hat gehalten: Seit einigen Jahren lebt Kurt Krolop nun in Prag im Ruhestand. Der sich aber für den literarischen Polyhistor nicht allzu ruhig gestaltet. Dafür sorgen schon die eigenen Pläne und die Anfragen von Kollegen, denen sich Krolop auch weiter widmen will.