Experten-Studie: Anhaltende Dürre könnte Wirtschaftswachstum bremsen
Tschechien ist ein ausgesprochenes Binnenland. Zudem fließt die Mehrzahl der Wasserläufe ins Ausland ab. Deshalb hat der Mangel an Niederschlägen in den vergangenen Jahren zunehmend Folgen für Wirtschaft, Ökologie und auch den Wohlstand im Land. Führende Geologen haben nun untersucht, welche Auswirkungen der Wassermangel in Zukunft auf die Ökonomie haben könnte.
„Den Verlauf des Wetters in diesem Jahre halte ich irgendwie für noch schlechter als den des letzten Jahres. 2018 war etwas feuchter. Im Juni und Juli dieses Jahres war es jedoch sehr trocken, und das war nicht gut für das Gemüse.“
Und dies könnte ein Dauerzustand werden. Denn in den nächsten Jahren werde die Dürre hierzulande eher zu- anstatt abnehmen, prophezeit der Ökonom Petr Procházka von der Tschechischen Landwirtschaftlichen Hochschule in Prag:
„Wie unsere Modelle zeigen, wird es immer häufiger Trockenperioden geben. Sie werden zudem intensiver sein und länger andauern. Es ist durchaus möglich, dass Tschechien eines Tages nicht mehr wasserunabhängig ist und wir das lebensnotwendige Nass aus den benachbarten Staaten importieren müssen.“Und das scheint keine leere Drohung zu sein. Denn Procházka kann bereits jetzt einige Städte nennen, in denen das Wasser besonders knapp geworden ist:
„Zum Beispiel Kapstadt in Südafrika oder Chennai in Indien, wo über acht Millionen Menschen wohnen. In beiden Städten ist es bereits so, dass sie Wasser einführen müssen.“
Ein solcher Wasserimport ist sehr kostspielig. Doch auch in Tschechien könnte es in einigen Jahrzehnten zu solch einer Situation kommen. Dies betreffe vor allem die Städte, in denen Wasser schon jetzt knapp sei, fügt Procházka hinzu.
Die Dürre gefährdet aber ebenso einen Teil der Industrie. Das meiste Wasser verbrauchen die Lebensmittelproduktion, die Getränke- und Textilherstellung wie auch die Papierindustrie. Wissenschaftler empfehlen daher die Einführung von Wassernutzungsrechten und die Regulierung des Wasserpreises. Zugleich sollten die Investitionen in Maßnahmen gegen die Trockenheit merklich erhöht werden, fordert der Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule, Petr Sklenička:„Derzeit werden einige wenige Milliarden Kronen für neue Teiche und weitere Feuchtgebiete sowie für die Revitalisierung der Natur ausgegeben. Wir aber sagen, dass anstatt der Einzelbeträge jährlich 20 bis 30 Milliarden Kronen in wassererhaltende Maßnahmen investiert werden sollten.“
Umgerechnet ist das mehr als eine Milliarde Euro im Jahr. Sklenička spricht aber sogar davon, dass in den nächsten 30 Jahren bis zu 500 Milliarden Kronen (19,4 Milliarden Euro) auf diesem Gebiet bereitgestellt werden müssten. Zudem fordert der Rektor, dass man ebenso in die Ausbildung von Fachleuten investieren müsse:
„Wir müssen damit beginnen, Menschen in neuen Fachbereichen auszubilden, zum Beispiel zu Bewässerungsexperten. Das Gebiet Bewässerung haben wir ohnehin rund 30 Jahre lang vernachlässigt. Und natürlich müssen weitere wasserwirtschaftliche Bauten errichtet werden. Das heißt für uns und die technischen Universitäten: Wir müssen darauf drängen, dass solche Ausbildungszweige geschaffen werden.“In einer Studie haben die Geologen von der Landwirtschaftlichen Hochschule übrigens errechnet, dass die anhaltende Dürre und der Mangel an Niederschlägen das tschechische Bruttoinlandsprodukt in Zukunft um 1,6 Prozent geringer ausfallen lassen könnten. Der Verlust entspreche 80 Milliarden Kronen (3,2 Milliarden Euro), sagten die Experten am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Prag.