Mondlandung 1969 – Medienereignis auch in der ČSSR
Vor 50 Jahren wurde er getan: der kleine Schritt, der ein großer Sprung war für die Menschheit. Als Neil Armstrong am 20. Juli 1969 (UTC) den Mond betrat, berichteten auch die Medien in der Tschechoslowakei. Zwei damalige Journalisten haben sich in diesen Tagen an die Mission des Raumschiffs Apollo 11 erinnert.
„Wir haben ab dem 16. Juli, also dem Start von Apollo 11, jeden Tag live gesendet. Dazu kamen Schalten in den Nachrichten. Im Prinzip wohnten wir damals im Fernsehen und verloren jegliches Gefühl für die Zeit. Wir haben uns bemüht, alle Informationen zu bekommen, die es gab.“
Jan Kolář kam damals frisch von der Uni und war 24 Jahre alt. Eigentlich wurde er nur durch Zufall und Dreistigkeit zum Kommentator des Jahrhundertereignisses. Ende 1968 war er mit seinem Basketballteam bei einem Turnier in den USA. Da er begeistert war von der Raumfahrt, verfolgte er dort die amerikanischen Live-Übertragungen von der Mondumrundung durch Apollo 8. Zurück in Prag, rief er einfach beim Fernsehen an. Kolář drängte seine Dienste auf, und siehe da: Es gab Bedarf. Nachfolgend kommentierte er ab Apollo 9 alle Flüge der amerikanischen Raumschiffe.
Karel Pacner hingegen hatte als einziger tschechischer Journalist das Glück, direkt in den USA das Ereignis zu verfolgen. Er wurde auf eigenen Wunsch dorthin entsandt, von der Tageszeitung Mladá fronta. Den ersten Schritt auf den Erdtrabanten sah er auf Monitoren im Nasa-Pressezentrum in Houston. Für den Tschechischen Rundfunk erinnerte sich der 83-Jährige jetzt noch einmal an den Moment:„Als die Astronauten auszusteigen begannen, kam es zu einer kuriosen Szene: Das Bild stand plötzlich Kopf. Die Techniker der Nasa brachten das aber schnell in Ordnung – und danach haben auch wir das Gespräch verfolgen können zwischen Neil Armstrong und Buzz Aldrin, der ihm Ratschläge gab. Und dann folgten die denkwürdigen Worte.“
Viele Bürger der Tschechoslowakei drückten damals übrigens den Amerikanern die Daumen. Sie standen noch unter dem Eindruck des Einmarschs der Sowjettruppen in ihr Land elf Monate zuvor, wie auch Pacner bestätigt:
„Die vorherrschende Stimmung war die eines Sieges der westlichen Welt. Niemand sprach zwar offen davon, dass die Sowjets den Wettlauf zum Mond verloren hätten. Aber alle haben das so aufgefasst.“
Doch die Tschechoslowakei befand sich zurück auf dem Weg in die Zwangsjacke des Ostblocks. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings am 21. August 1968 war die politische Führung schrittweise gegen Moskau-treue Kader ausgetauscht worden. Und das machte sich letztlich auch im Fernsehen bemerkbar, wie Jan Kolář berichtet:„Die politische Lage spitzte sich zu. Uns war klar, dass im Herbst 1969 wohl Schluss sein würde mit den Ausstrahlungen von US-Weltraumflügen. Wir haben noch die Live-Übertragungen von Apollo 12 kommentiert, das aber bereits in viel geringerem Umfang. Danach kam das Verbot. Zwar berichtete das Fernsehen weiter über die amerikanischen Mondflüge, doch das geschah bereits in einem anderen Geist.“
Sechs Mal landeten Missionen der Nasa auf dem Mond. Und zwölf Astronauten setzten ihre Füße auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Der letzte Mensch, der auf der Leiter zurück in die Raumkapsel stieg, war übrigens ein Nachkomme tschechischer und slowakischer Einwanderer in den USA: Eugene Cernan.
In Tschechien wird mit mehreren Veranstaltungen an die Mondlandung vor 50 Jahren erinnert. So zeigen die Planetarien in Prag und Brno / Brünn aus diesem Anlass jeweils Repliken der Original-Raumkapsel. In Prag gibt’s dazu noch einen Mond-Meteoriten, den man auch anfassen darf. Aber es geht auch künstlerisch: Am Prager Funkturm im Stadtteil Žižkov startet am Samstag um 22.17 Uhr ein Videomapping. Der Ort ist bewusst gewählt, denn der Turm trägt den Spitznamen „Rakete“.