Kabinett plant staatliche Hilfe für Startups
Startups gelten für manche als Zukunft der Firmenkultur. Die tschechische Regierung will kleine innovative Unternehmen deshalb massiv fördern. Doch in der Branche ist man skeptisch.
Adbrassilov steht hinter der Firma Nutrition Pro. Kunden können sich auf einer Plattform ihren wöchentlichen Speiseplan zusammenstellen:
„Am Montag gibt es zum Frühstück einen Bananencocktail und zum Mittagessen dann ein Hühnchen-Gong-bao mit Reisnudeln.“
Das Startup wacht dabei nicht nur über den Nährstoffhaushalt seiner Kunden, sondern kümmert sich auch um die Auslieferung des Essens.
Nutrition Pro ist eines von unzähligen Startups, die in den vergangenen Jahren hierzulande gegründet wurden. Mittlerweile hat auch die Politik das Potential der kleinen innovativen Unternehmen erkannt. Wirtschaftsminister Karel Havlíček hat den Gründern deshalb eine Förderung in Höhe von mehreren Milliarden Kronen versprochen. Doch direkt sollen die neuen Firmen das Geld nicht in die Hand bekommen, erklärt der parteilose Ressortchef:
„Wir wollen vor allem viel Geld in Gründerzentren, also sogenannte Inkubatoren investieren. Und auch in Hubs, also Räume, in denen junge Unternehmer beim Firmenstart Boden unter die Füße bekommen. Ich bin mir sicher, dass wir mit unseren Möglichkeiten ein gutes Dutzend solcher Startup-Inkubatoren auf die Beine stellen können.“Allerdings will sich der Staat auch selbst mehr in Richtung Startups sensibilisieren. Karel Havlíček schwebt deshalb eine bessere Zusammenarbeit von Jungunternehmern und Universitäten vor.
„Wir würden gerne sehen, dass auch die Hochschulen hierzulande ihre eigenen Gründerzentren einrichten. Diese wären dann fachgerecht betreut und könnten die Studenten in die richtige Richtung lenken bei der Startup-Gründung. Dort ließen sich auch Ideen für den Start eines Unternehmens sammeln“, so der Minister.
Für einige Experten aus der Branche setzt die Regierung jedoch auf das falsche Pferd bei der Förderung der innovativen Kleinunternehmen. So sieht es beispielsweise Vít Šubrt. Er leitet das Startup-Gründerzentrum UP21 in Prag:„Die richtige Infrastruktur für Startups gibt es in Tschechien schon, sie wurde bereits von kommerziellen Subjekten aufgebaut. Auf keinen Fall fehlt es an Co-Working-Zentren und Büros, das nötige Know-how ist auch schon da, und es gibt genug Mentoren. Man sieht also, das Drumherum ist vorhanden.“
Nurlan Adbrassilov stimmt nur bedingt mit der Kritik von Vít Šubrt überein. Der gebürtige Kasache hätte sich tatsächlich mehr Unterstützung bei seiner Firmengründung gewünscht:
„Aus einem solchen Inkubator haben wir unsere Kenntnisse über den Markt in Tschechien, das Marketing oder Rechtsfragen. Insgesamt finde ich aber nicht, dass es ausreichend Konkurrenz gibt bei den Inkubatoren hierzulande.“
Laut dem Wirtschaftsministerium soll noch in diesem Jahr ein Wettbewerb für entsprechende Projekte ausgeschrieben werden. Die ersten Fördergelder könnten dann schon im kommenden Jahr an die erfolgreichen Antragsteller fließen.